First Aid Kit live in Hamburg 2023

First Aid Kit Credit LiveNation

Johanna und Klara Söderberg, alias First Aid Kit, verzücken mit ihrem Harmonie-Pop-Rock das Hamburger Docks

Auf ihrer Tour zum neuen, im November veröffentlichten und von Sounds & Books rezensierten Album „Palomino“ machen First Aid Kit am 05.02.2023 im Hamburger Docks Halt. Die schwedischen Schwestern Johanna (Jahrgang 1990, Gesang, Bass) und Klara Söderberg (Jahrgang 1993, Gesang, akustische Gitarre) sowie ihre dreiköpfige Band (Keyboard, Schlagzeug, Gitarre) bieten eine perfekte Umsetzung ihrer perfekten, harmoniebetonten Pop-Rock-Songs, die sich irgendwo zwischen ABBA und Fleetwood Mac eingependelt haben. Und immer eingängiger werden, wie die sieben aus dem aktuellen Album gespielten Songs an diesem Abend beweisen.

Die sehnsüchtigen „Uhuhuhs“ von First Aid Kit

Nach dem traurig-depressiven „Ruins“ wollten sie eigentlich eine fröhliche Platte aufnehmen, so die Söderbergs bei einer ihren Ansagen. Doch nach eigenen Angaben seien sie gescheitert, jedenfalls spätestens bei den Texten, die Musik mag ja beschwingt klingen. Von ihren eigenen deprimierenden Texten lassen sich First Aid Kit jedoch nicht die Laune verderben, und die der Fans im vollbesetzten Docks erst recht nicht. Die Meisterinnen des Harmonie-Pop-Rock und begnadeten Sängerinnen (Mann, können die schön singen) sind auch die besten „Uhuhuh“-Interpretinnen dieses Planeten. „Uhuhuhs“ gibt es jede Menge, beginnend bereits im Vorprogramm, in dem die schwedische Sängerin Maja Francis mit ihren traurigen Liedern die Herzen zahlreicher Docks-Besucher im Sturm eroberte, hin zu den First-Aid-Kit-Songs „Angel“, „The Last One, „Fireworks“ und „Out Of My Head“. Und niemand singt diese „Uhuhuhs“ so sehnsüchtig wie die Söderberg-Schwestern.  

Die Söderberg-Schwestern als Gram-Parsons-Nerds

Dem bezaubernden Harmonie-Pop-Rock entfleuchen sie eigentlich nur beim am Ende wilden „The Lion’s Roar“, bei dem sich Klara Söderberg zu einer auf dem Rücken liegenden Rockpose hinreißen lässt und die langen Haare der Schwestern kräftig in Schwingung geraten. Doch dann folgt schon das wunderschöne „Wild Horses II“, mit dem sie sich als „Gram-Parsons-Nerds“ zu erkennen geben (mehr Pluspunkte kann man bei Musikkritikern kaum sammeln). Und weil sie ja auch Fleetwood-Mac-Fans sind und Christine McVie unlängst verstorben ist, gedenken sie ihrer mit einer zum Heulen schönen Solo-Akustik-Version von „Songbird“.

Zum von Akkordeon begleiteten „Hem Of Her Dress“ wird kräftig geschunkelt und das „Lalalalalala“ lauthals von allen geschmettert, bevor First Aid Kit in „A Feeling That Never Came“ den Blues finden. Der Söderberg-Blues besitzt allerdings unfassbar viel Pop-Affinität du geht runter wie Öl. Nach 90 Minuten und der letzten Zugabe „My Silver Ligning“ (noch mehr „Uhuhuhs“) endet dieses rundherum prächtige Konzert und „Dancing Queen“ von ABBA erschallt aus den Lautsprechen. Schweden-Power im Docks. Wundervoll.  

(Beitragsbild-Credit: LiveNation)   

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