Die schottische Indie-Rock-Pop-Band Teenage Fanclub verzaubert am 26.10.2023 mal wieder das Hamburger Publikum
Text und Fotos von Gérard Otremba
Als sie ihre Tour-Termine bekanntgaben, erwähnten Teenage Fanclub, mal andere Weg wagen zu wollen. Auf der Post-Pandemie-Tournee zum Album „Endless Arcade“ gaben sie auch einige Konzerte in bestuhlten Sälen und fanden das gut, wie Raymond McGinley zusammenfasst: „Es fühlte sich zwar großartig an, nach der Pandemie wieder auf Tour zu sein, aber wir stellten fest, dass wir seit mehr als dreißig Jahren immer wieder in denselben Venues aufgetreten waren. Wir dachten, dass wir beim nächsten Mal versuchen sollten, etwas anderes auszuprobieren. Im Rahmen der Tour spielten wir auch in ein paar bestuhlte Konzerte und genossen diese Erfahrung. Wir hatten das Gefühl, dem Publikum ging es genauso.“
Teenage Fanclub in einer neuen Location
In Hamburg fanden sie eine neue Location mit dem feinen Nochtspeicher. Nun sind Sitzplatzkonzerte
___STEADY_PAYWALL___
bei Fans mindestens umstritten. Ab einem gewissen Alter hingegen und der passenden Musik passt es aber wieder auch. Im Hamburger Nochtspeicher gab es am 26.10.2023 beides, vorne Sitzplätze und hinten Stehplätze, der geneigte Musikenthusiast hatte also die Wahl. Höchst unterhaltsam begann der Abend mit Stephen Black, alias Sweet Baboo, dessen 2017er-Album „Wild Imagination“ wir im Programm hatten. Der aus dem walisischen Cardiff stammender Songwriter erwies sich als einer der witzigsten Support-Acts überhaupt. Und unterstützte nach seinem Gig Teenage Fanclub als sechster Mann an Keyboard, Gitarre und Saxophon. Gemeinsam mit den Sängern, Songwritern und Gitarristen Norman Blake und Raymond McGinley, Bassist David McGowan, Schlagzeuger Francis Mcdonald sowie Keyboarder Euros Childs (alle auch Backing Vocals) zelebrierte die Band Songs aus ihrer über 30 Jahre währenden Karriere.
Die sehnsüchtigen Klassiker
Aus dem aktuellen Album „Nothing Lasts Forever“ standen lediglich fünf Lieder auf dem Programm, darunter der Konzert-Opener „Tired Of Being Alone“, „Back To The Light“ und „Falling Into The Sun“. Es ist immer wieder erstaunlich, wie Teenage Fanclub es schaffen, zwei, manchmal drei Gitarren wie tausend klingen zu lassen. Zudem tausend wohlklingende, und in der Kombination mit den Harmoniegesängen, unschlagbare Gitarrenklänge. Und es liegt immer diese überbordende Sehnsucht in den Songs, die sich an diesem Abend auch wieder in den alten Klassikern „About You“, „Alcoholiday“, „What You Do To Me“ und selbstverständlich und besonders im abschließenden „The Concept“ – sowieso einer der besten Songs der 90er-Jahre, der mit jedem Auftritt zu wachsen scheint – manifestierte. „Everything Is Falling Apart“ widmete Norman Blake den Mitarbeitern des Hamburger Labels Clouds Hill, wo die „Fannies“ das dazugehörige Album „Endless Arcade“ aufgenommen hatten.
Ein zu kurzes, aber intensives Teenage-Fanclub-Konzert
Ja, der Auftritt war mit 85 Minuten natürlich viel zu kurz, bot aber neunzehn großartige Songs, von denen „My Uptight Life“ und der ersten Single der Band überhaupt, „Everything Flows“ als letzte, schön in die Länge gezogenen Zugabe, neben „The Concept“ zu meinen absoluten Lieblingen an diesem zählten. Teenage Fanclub ist einfach eine Herzensangelegenheit und sollte verpflichtet werden, jedes Jahr ein Konzert in Hamburg zu spielen (klappt ja schon ganz gut: letztes Jahr im Knust, dieses Jahr im Nochtspeicher, und wo 2023?).