Sarathy Korwar: Kalak

So klingt die Zukunft: Ein umwerfendes, vor Talent und Weitsicht nur so strotzendes Album von Sarathy Korwar

Immer wieder London. Wie die dortige Szene den Jazz auf links krempelt, ist kaum zu fassen. Fast im Wochentakt erscheinen Alben, die dem Genre das Fürchten lehren und gleichzeitig seine Zukunft garantieren. Sarathy Korwar ist einer der treibenden Kräfte. Der Tablaspieler, Drummer und Komponist arbeitete bereits mit Shabaka Hutchings, Hieroglyphic Being, Danalogue (von The Comet Is Coming) und Cara Stacey zusammen, hat aber vor allem mit seinem Album „More Arriving“ für ordentlich Wirbel gesorgt. Und was war das für eine wütende, energetische Platte.

Sarathy Korwar verbindet indische Elemente mit Jazz und HipHop

Sarathy Korwar Kalak Cover The Leaf Label

Der Nachfolger heißt nun also „Kalak“ und ist ein – wie der Beipackzettel es nennt – „Manifest des Indofuturismus“. Mit Unterstützung des New Yorker Elektronikmusikers, DJs und Produzenten Photay in gerade einmal eineinhalb Tagen in den Real World Studios in New York aufgenommen, verwebt Korwar in den elf Tracks dieses Albums klassische indische Elemente mit Jazz und Hip Hop. Das Ergebnis ist ein so noch nie gehörtes Indo-Jazz-Inferno, das Körper und Geist gleichermaßen weit öffnet. Die Stücke sind rhythmisch treibend, harmonisch nuanciert und in ihrem Vortrag hypnotisch. Es steckt eine ebenso starke wie unerklärliche Faszination in Uptempo-Stücken wie „Utopia Is A Colonia Project“ (angelehnt an Thomas Morus‘ Buch von 1516) oder in den meditativem Jams wie „Back In The Day, Things Were Not Always Simpler“ oder „That Clocks Don’t Tell But Make Time“.

Ein kollektives Aufbegehren

Die Musik dieser Platte ist das Ergebnis des euphorisierenden Gefühls, nach Monaten der pandemiebedingten Kontaktsperre endlich wieder persönlich im selben Raum miteinander musizieren zu können. Gemeinsam mit Danalogue an den Synthies, Tamar Osborn am Bariton, Al Mac Sween an den Keys und Magnus Mehta an den Percussion eingespielt, ist „Kalak“ somit auch ein kollektives Aufbegehren und Entgegenstemmen. Vor allem aber ist „Kalak“ das zeitgemäßeste, das man aktuell hören kann. Dies hier ist nicht die Gegenwart, sondern die Zukunft. Eingespielt mit einer Selbstverständlichkeit, die einen schwindlig macht und die Sinne bis zum Maximum schärft. Umwerfend gut!

„Kalak“ von Sarathy Korwar erscheint am 11.11.2022 bei The Leaf Label. (Beitragsbild von Fabrice Bourgelle)

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