Ravi Coltrane live in der Elbphilharmonie Hamburg

Ravi Coltrane credit Michael Weintrob

Ravi Coltrane, der Sohn von John und Alice, verneigt sich vor seinen Eltern und spielt eine Auswahl ihrer Stücke in der ausverkauften Elphi

In der Mitte der Bühne, auf einem roten Teppich mit reich verzierten Ornamenten, steht Ravi Coltrane. Um ihn herum haben sich im Halbkreis Pianist Gadi Lehavi, Bassist Rashaan Carter und Drummer Elé Howell positioniert. Die Abstände sind gering. Die Musiker wollen sich auf die Finger schauen und sich Dinge zurufen können. Ravi Coltrane ist der Sohn von John und Alice. Und am 15.10.2022 ist er nach Hamburg gekommen, um die Musik seiner Eltern zu spielen.

Ravi Coltrane auf den Spuren der Eltern

Los geht es mit „Los Caballos“, dem elektronischen Voodoo-Funk vom 1975er-Album „Eternity“. Die Band ist direkt on fire, spielt sich in einen Rausch und dehnt den Song auf über 15 Minuten Spielzeit. Vor allem Drummer Howell sticht immer wieder heraus mit seinen flinken Fills und Akzentuierungen. Es folgt „Alabama“, jenem tief berührenden Stück, das John für die vier Kinder schreib, die 1963 bei dem Bombenanschlag auf eine Kirche in Birmingham, Alabama, getötet wurden. An diesem Abend in der Elphi bekommt das Stück vor dem Hintergrund der Lage in Europa auch eine andere Bedeutung. Gerade in den Stücken des Vaters zeigt sich, dass das Quartett den Abgleich mit McCoy Tyner, Elvin Jones und Jimmy Garrison standhalten kann.

Würdig, mitreißend, inspirierend

Es ist bewegend, wie sich der 57-Jährige dem Erbe seiner Familie widmet und diese Musik auch in den Konzertsälen weiter lebendig hält. Er spielt Tenor- und Sopransaxofon. Seine Soli sitzen und haben Gefühl. Mit seinen zwischenzeitlichen Ansagen erinnert er unsentimental und respektvoll an zwei der größten Figuren der Jazz-Geschichte. Am Ende eine kurze Verabschiedung, ein Dank, hier „in einem der schönsten Säle der Welt“ spielen zu dürfen, und dann „Giant Steps“ – in einer irrwitzig schnell gespielten Version. Das Stück zeigt vielleicht wie kein anderes die Charakteristika von Coltranes Musik, die Swing und Improvisation, Spiritualität und Expressivität vereinen.

Ein würdiges, mitreißendes und inspirierendes Konzert.

(Beitragsbild von Michael Weintrob)

Unterstützen Sie Sounds & Books

Auch hinter einem Online-Magazin steckt journalistische Arbeit. Diese bieten wir bei Sounds & Books nach wie vor kostenfrei an.
Um den Zustand zukünftig ebenfalls gewährleisten zu können, bitten wir unsere Leserinnen und Leser um finanzielle Unterstützung.

Wenn Sie unsere Artikel gerne lesen, würden wir uns über einen regelmäßigen Beitrag sehr freuen.

Spenden Sie direkt über PayPal oder via Überweisung.

Herzlichen Dank!

Kommentar schreiben