Noth und Karwendel live im Hamburger Knust

Noth live Hamburg 2023 Knust by Niko Schmuck Sounds & Books

Doppel-Release-Konzert mit Noth und Karwendel am 01.11.2023 im Hamburger Knust

Text von Gérard Otremba, Fotos von Niko Schmuck

Ja, so muss man ein Release-Konzert zelebrieren. Als Feier mit dem ganz großen Besteck. Die Köln-Hamburger Indie-Band Noth sowie das vom Hamburger Musiker Sebastian Król geleitete Musikprojekt Karwendel hatten aufgrund der Veröffentlichung neuer Werke Anlass zu Feierlichkeiten und trafen sich am 01.11.2023 im Hamburger Knust zu einem Doppel-Release-Konzert. Ein Jahr nach dem Debüt „Die Wahrheit über Arndt“ veröffentlichten Noth im September bei Backseat in digitaler Form (die LP gab es frisch vom Presswerk am Merch-Stand und demnächst überall im Handel) bereits das Zweitwerk „Lieder vom Verschwinden“, während Karwendel 2021 mit dem Album „Im Lichte der Zeit“ debütierte und vor einem Monat mit der EP „Geteiltes Herz“ nachlegte.

Herzensschöne Karwendel-Musik

Sänger, Songwriter und Gitarrist Sebastian Król, der seine Lieder am liebsten bei einer Auszeit vom Job als Backseat-Labelbetreiber in der Zurückgezogenheit in den österreichischen Alpen schreibt, wurde an diesem Abend von Joshua Weiß am Schlagzeug, Samantha Wright an der Klarinette, Sängerin Mariama Ceesay sowie Linus Kleinlosen am Saxophon begleitet. Live gingen einem seine schon auf Platte sehr intim gehalten Indie-Kammer-Folk-Songs noch näher. Von „Komm zu mir“ und „Du darfst lieben“, über „Ständig neu verliebt“ und „Neuanfang“, bis „Trost“ und „Nur ein Schritt“: Die Knust-Besucher bekamen 50 Minuten lang filigrane, sehr bedachte und ruhige, überaus herzensschöne Musik geboten. Tröstende, melancholische und romantische, immer wieder einen tiefen inneren Seufzer auslösende Musik. Und weil Sebastian Król offensichtlich einen Lauf hat, geht es recht bald wieder ins Studio. Und wir freuen uns auf neue Karwendel-Musik.

Noth zwischen NDW, Indie-Folk und Swing

Saxophonist und Keyboarder Linus Kleinlosen ist ein Part des Songwriter-Duos bei Noth, den anderen übernimmt Sänger und Gitarrist  Luis Schwamm und man muss den beiden nun wirklich großen Respekt zollen, denn sie erweiterten ihr Line-Up für diesen besonderen Release-Abend samt Schlagzeug, Bass, Saxophon, Flöte und Streichquartett auf bis zu zehn Personen. Und das war gut so. Manchmal klangen Noth wie Die Höchste Eisenbahn, manchmal wie Fehlfarben, manchmal wie Bright Eyes. In ihren abgefahren schrägen Momenten wie in „Geburtstag“ erinnerten die Saxophonexkurse schon fast an Ted Milton und seine Band Blurt. Aber sie waren auch soulig, funky, groovy und bei „Alles ist vergänglich“ kombinierten sie Indie-Pop-Rock mit Swing.

Noth und die weiße Showtreppe

Ja, manchmal sah man Noth schon vor der weißen Showtreppe spielen („Gute Lehrer“). Aber auch die traurige Seite eines Reinhard Mey oder eines Leonard Cohen war Noth nicht fremd („Anita“). Und wer seine Songs „Irgendwie lyrisch“, „Wunder Punkt“ und „Idiotenapostroph“ betitelt, hat was zu sagen und gehört automatisch zu den aufregendsten deutschen Bands der Stunde. Hier passt zwischen Text und Musik sehr vieles zusammen. Also bitte merkt euch den Namen Noth (und Karwendel natürlich auch). Das alles ist erst der Anfang und wer im Knust dabei war, wird noch lange von diesem Auftritt schwärmen.     

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