Immaterial Possession: Mercy Of The Crane Folk

Immaterial Possession credit Carloyn Schew

Ein extravagantes Psychedelic-Folk-Rock-Album veröffentlichen Immaterial Possession mit „Mercy Of The Crane Folk“

von Michael Thieme

In Kommunen lebt man ja mitunter recht abgeschieden, Einflüsse aus der Umgebung werden u.U. aus diversen Gründen ausgeblendet – vielleicht fühl man sich besser ohne sie, vielleicht hält man sie für eine Entwicklungsverfehlung oder sie stören bei der Selbstfindung. Vielleicht ist man einfach auch nur gerne unter sich oder Gleichgesinnten. Liegt es am ehemaligen Kommunenleben der Immaterial Possession–Kreativen Cooper Holmes und Madeline Polites aus Athens, dass sie mithilfe des Schlagzeugers John Spiegel sowie dem Flötisten, Keyboarder oder Klarinettisten Kiran Fernandes mit ihrem zweiten Album ein einmal mehr scheinbar komplett aus der Zeit gefallenes Werk präsentieren und den Rezensenten damit gleichermaßen irritiert, fasziniert sowie ebenso

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leicht überfordert dastehen lassen?

Oder haben die Musizierenden hier unabhängig davon einen Weg gefunden, musikalische wie philosophische Extravaganz zu pflegen, die völlig un-urban und sogar leicht gestrig anmutet, ohne dabei ein Quäntchen verstaubt oder gar altbacken zu klingen?

Beswingt bis verstörend

Immaterial Possession Mercy Of The Crane Folk cover Fire Records

Wie auch immer: „Die Gnade des Kranichvolkes“ lässt einen kaum noch los, lässt man sich erstmal auf sie ein. Ob zum beswingten Stelldichein bei „To The Fete“ oder zum verstörenden „Birth Of Queen“ – hier wird multi-instrumental ein Gebiet beackert, welches völlig organisch Eckpfeiler umfasst wie das okkulte Hippietum einer Jex Thoth oder Esther „Jinx“ Dawson von Coven, Psychedelic-Rock gediegener Sorte wie z.B. von Black Mountain, lässiger Wüstensound wie von Khruangbin oder Soundtrack-Klänge von Sechziger-Meistern wie Krzysztof Komeda. Ein post-punkiger Bass sowie orientalische oder britische Psychedelic-Varianten sind ebenso hörbar, garniert mit Werkzeugen aus der Instrumentalkiste eines Tom Waits anno 1981 mit starken „The Wicker Man“-Vibes.

Seltsam und sehr gut: Immaterial Possession

 „Weird“ Stuff; dabei allerdings im Unterschied zu einigen anderen Inhabenden dieses Adjektivs zunehmend gut anhörbar bis faszinierend. Am Ende reibt man sich Augen und Ohren, weil man vielleicht gar nicht ahnte, dass man solche Musik mögen könnte. Um anschließend den nächsten Durchgang zu starten. Eine feine Überraschung für bisher Unkundige wie mich, die hiermit allen musikalischen Perlentauchern ans Herz gelegt wird. Und nächstes Jahr bitte aufs Roadburn-Billing.

„Mercy Of The Crane Folk“ von Immaterial Possession erscheint am 05.05.2023 bei Fire Records/Cargo Records. (Beitragsbild von Carolyn Schew)

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