Kenny Wheeler: Gnu High

Kenny Wheeler credit Roberto Masotti ECM Records

In seiner neuen “Luminessence”-Reihe veröffentlicht das ECM-Label das Album „Gnu High“ von Kenny Wheeler neu auf Vinyl

von Sebastian Meißner

Als Kenny Wheeler 2014 verstarb, stand die Jazzwelt still. Der britisch-kanadische Flügelhornist galt als liebenswerter Menschenfreund und musikalischer Tausendsassa. Seinen internationalen Durchbruch feierte er 1975 mit dem Album „Gnu High“, auf dem er zusammen mit den Weltstars Keith Jarrett (Piano), Dave Holland (Bass) und Jack DeJohnette (Schlagzeug) spielte. Das Album wird nun im Rahmen der neuen “Luminessence”-Reihe mit audiophilen Vinyl-Wiederveröffentlichungen aus dem Katalog des Münchner ECM-Labels wiederveröffentlicht.

Aufgeräumte Klarheit in Ton und Aufbau

Kenny Wheeler Gnu High cover ECM Records

Das Label hätte keinen besseren

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Auftakt wählen können. “Eine Sternstunde des Jazz”, schwärmte Johannes Anders 1976 im Tagesanzeiger. „Gnu High sei eine Art „akustisches Zwischenresümee der siebziger Jazzjahre und ein ästhetisches Manifest der Plattenfirma ECM, die genau von diesem Stand der Konzentration und Modernität aus sich weiter entwickeln sollte“, schreib Ralf Dombrowski. Dabei sind auf der Platte gerade einmal drei Kompositionen enthalten – immerhin bei einer Gesamtspielzeit von etwas über 40 Minuten. Den Anfang macht „Heyoke“, eine beschwingte Nummer, in der die Rhythmusgruppe nicht nur Wheeler, sondern auch Jarrett immer wieder vor sich her treiben. Jarrett ist hier mit einigen seiner waghalsigsten Momenten festgehalten. Kenny Wheeler selbst besticht durch eine absolut aufgeräumte Klarheit in Ton und Aufbau seiner Soli. Sein Spiel ist gleichzeitig impulsiv wie überlegt.

Vier Musiker verschmelzen

Das zweite Stück (Smatter“) ist eine wundervoll melodiöse Nummer, in der die vier Musiker verschmelzen. Das Zusammenspiel ist so engmaschig, dass man es manchmal kaum fassen kann. Die dritte Nummer nennt sich „Gnu Suite“ und ist von den drei Stücken das freieste. „Was man hört”, sagt Jack DeJohnette, “ist die Spontaneität des Augenblicks.” Dave Holland merkt an, dass “Gnu High” “diese wunderbare Kombination aus der Form und der Gestalt und der Harmonie von Kennys Stücken hatte, aber auch diese wirklich freie Art, sie zu interpretieren”.

Die Besonderheit des Kenny Wheeler

Kenny Wheeler hat nach „Gnu High“ noch zahlreiche weitere Top-Alben eingespielt. Nicht nur solo, sondern auch als Mitglied des Trios Azimuth oder als Sideman von unter anderem Ralph Towner, Rainer Brüninghaus, Dave Holland, Bill Frisell, Pierre Favre und John Abercrombie. „Gnu High“ aber ist bis zum Schluss die Platte geblieben, die seine Besonderheit und sein Talent am besten eingefangen hat. Der Musik hier wohnt etwas seltsam Magisches inne, das sich möglicherweise auch aus dem Staunen über die Gelegenheit ergibt, die ECM mit diesen improvisationsversierten und hochkarätigen Begleitmusikern geschaffen hat. Umwerfend. Die Klangqualität tut ihr Übriges. Ein Pflichtkauf!

„Gnu High“ von Kenny Wheeler erscheint am 28.04.2023 bei ECM Records. (Beitragsbild von Roberto Masotti)  

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