Hello Emerson: To Keep Him Here

Hello Emerson Pressefoto K&F Records

Ein fast tödlicher Unfall des eigenen Vaters – schwieriges Thema. Sam Bodary und sein Projekt Hello Emerson machen daraus ein feines Indie-Folk-Album.

von Werner Herpell

Sam Emerson Bodary aus dem US-Bundesstaat Ohio scheint ein ausgesprochen liebenswerter, sensibler Mensch zu sein. Er hat an der dortigen Uni Literatur studiert, das neue Album seines Indie-Folk-Projekts Hello Emerson bezeichnet er als „the collective effort of seven people who decided that songs are important“. Und er hat es „for mom and dad“ geschrieben, wie eine Widmung klarmacht. Insbesondere der Vater des Singer-Songwriters spielt diesmal für die Texte eine Hauptrolle, Fotos von ihm als freundlicher junger Mann taucht im Booklet der Platte gleich mehrfach auf.

Konzeptalbum über eine familiäre Katastrophe

Hello Emerson To Keep Him Here Cover

„Eine seiner Paradedisziplinen ist es, winzige

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Tröpfchen aus dem wild sprudelnden Feuerwehr-Schlauch des Lebens zu isolieren und so weit heranzuzoomen, dass sie etwas Größeres verdeutlichen und widerspiegeln“, schreibt das stets glaubwürdige Dresdner Indie-Label K&F über das dritte Album von Sam Bodary alias Hello Emerson (den Nachfolger des opulenteren „How To Cook Everything“ von 2020). Und tatsächlich hat sich der Sänger und Gitarrist diesmal ein Ereignis aus dem eigenen Leben herausgegriffen, das ihn tief betroffen und zu einigen tiefschürfenden Liedern angeregt hat: „To Keep Him Here“ ist ein Konzeptalbum über die neun Tage, die Bodarys Vater nach einem unverschuldeten fürchterlichen Verkehrsunfall zwischen Leben und Tod auf der Intensivstation verbrachte. 

In zehn Songs und einigen Interviewpassagen, die der inzwischen wieder mühsam genesene David Lawrence Bodary im Juli 2019 zur Aufarbeitung des schlimmen Ereignisses aufnahm, spiegeln sich die familiäre Katastrophe und die intensive Beziehung des Sohnes zum Vater. Songtitel wie „Trying To Be Helpful“, „So, Why?“, „To Keep Him Here“ und „Tough Luck“ weisen auf die Gefühle hin, die Sam Bodary durchlebte – von nagender Hilflosigkeit über die Frage nach dem „Sinn“ des Ganzen und der Sorge um das Überleben eines geliebten Menschen bis zum Aufatmen über ein letztlich gnädiges Schicksal.

Hello Emerson: Leichthändig und einfühlsam

Hello Emerson – dazu gehören aktuell neben Bodary noch Daniel Lawrence Seibert (Percussion, Keys) und Jack Keating Doran (Keys) sowie Benjamin Ahlteen (Bass) und das kleine Kammerensemble Knisely. Sie inszenieren diesen sehr persönlichen, durchaus schwierigen Stoff wunderbar leichthändig mit Indie-Folk und Chamber-Pop der Marke Sufjan Stevens, Conor Oberst (Bright Eyes), Damien Jurado oder Conor O’Brien (Villagers). Die Songs bleiben durchweg im Balladen- und Midtempo, im kathartischen Titelstück „To Keep Him Here“ darf die E-Gitarre zu einem tollen Streicher-Arrangement mal drauflosbratzen. 

Dank einfühlsamer Texte und schöner Musik folgt man der Geschichte des dramatischen Vorfalls über gut 40 Minuten mit Interesse und Anteilnahme. „I’ve been better but ‚I’m fine/roughed up but alright/not much else to say/I can’t remember anyway“, singt Bodary im Closer „Tough Luck“ mit lakonischem Humor aus der Perspektive seines alten Herrn. Es ist nochmal gutgegangen. Und ein feines Folkpop-Album von Hello Emerson kam schließlich auch dabei heraus.

Das Album „To Keep Him Here“ von Hello Emerson erscheint am 29.03.2024 bei K&F Records/Hometown Caravan. (Beitragsbild: Pressefoto)

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