Enno Bunger: Der beste Verlierer

Enno Bunger credit Jan Seebeck

Enno Bunger tanzt in den Weltuntergang: Wunderbares neues Album des charismatischen Songwriters

von Gérard Otremba

Nachdem Enno Bunger mit seinem letzten, 2019 veröffentlichten und auch von Sound & Books rezensierten Album „Was berührt, das bleibt“ erstmals den Einlass in die deutschen Charts geschafft hat, kehrt er nun mit dem Nachfolger „Der beste Verlierer“ zurück. Was bei Bunger damals berührte, waren natürlich seine Musik und seine Texte. Daran hat sich auch auf „Der beste Verlierer“ nichts geändert, wenngleich der 1986 geborene Songwriter seinen Sound im Vergleich zur Vorgängerscheibe nuanciert verändert hat. Sprechgesangpassagen hat Enno Bunger fast ganz aus seinem Repertoire genommen, und die Gitarre

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übernimmt zusehends den Part des Klaviers. Das aber natürlich nicht plötzlich ganz verschwunden ist.

Enno Bunger im Stil von The National

Enno Bunger Der beste Verlierer Albumcover

So gerät „Kein Mensch startet einen Krieg“ zu einer reinen Pianoballade, in der Bunger von einem Jungen und der Neuen in dessen Klasse, einem kriegstraumatisierten Mädchen, erzählt und im Refrain zur hoffnungsvollen Erkenntnis gelangt: „Wenn jeder irgendjemand liebt / Wenn jeder irgendwem in den Armen liegt / Wenn jede Hand ’ne andere hält / Macht keine, dass ´ne Bombe fällt / Und kein Mensch startet einen Krieg“. Trotz apokalyptisch anmutenden Zeiten – passenderweise beginnt Enno Bunger sein fünftes Album mit „Weltuntergang (Alles hört auf)“ – bleibt da immer noch ein Hoffnungsschimmer. Dementsprechend endet die Platte mit dem versöhnlichen, aus drei Teilen bestehenden „Häuserzeilen“ und endet mit den Zeile „Zwischen Häuserzeilen steht: das ist ´ne neue Zeit“. Musikalisch orientiert sich der 37-Jährige am New-Wave-Indie-Rock von The National, im Opener „Weltuntergang“ passagenweise gar am Rhythmus von „Dancing In The Dark“ von Bruce Springsteen. Und immer wieder meint man, auch Gisbert zu Knyphausen herauszuhören.

Depressionen, Humor und Kapitalismuskritik

Im von Sounds & Books als Song des Tages vorgestellten, treibenden Vorabtrack „Einfache Leute“ steht Bunger der Kollege Sebastian Madsen zur Seite, später, beim sanften „Kinder“ die Kollegin Lina Maly. Depressionen („Ich sehe was, was Du nicht siehst“) sind Thema des Albums, und Humor und Kapitalismuskritik funktionieren bei Bunger hervorragend („Ich schreib’ Lieder voller Zynismus / Und ich hab leider Pech, denn Kritik am Kapitalismus / Verkauft sich sehr schlecht“). Ein wunderbares Album eines großartigen Musikers.

„Der beste Verlierer“ von Enno Bunger erscheint am 19.01.2024 bei Ennorm Records. (Beitragsbild von Jan Seebeck)

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