Arcade Fire: We – Albumreview

Arcade Fire credit Michael Marcelle

Einen mehr als gelungenen Neuanfang feiern Arcade Fire mit ihrem sechsten Album „We“

Es waren magische Momente, die uns Arcade Fire mit den ersten drei Alben schenkten. Das Debüt „Funeral“ von 2004 war schlicht eine Indie-Rock-Sensation, eine ausgelassene Beerdigungsfeier mit dringlichen Hymnen, die auch fast 20 Jahre später schon in der Erinnerung für Gänsehaut sorgen. Und im Gegensatz zu sehr vielen Indie-Bands, die in den Nuller-Jahren mit Debüts für Furore sorgten, konnte das kanadisch-amerikanische Kollektiv das Level mit „Neon Bible“ (2007) und „The Suburbs“ (2010) halten. Die Hinwendung zum Dance-Rock auf „Reflektor“ (2013), mit dem Arcade Fire endgültig in die Superstar-Liga aufstiegen, hinterließ erste zwiespältige Gefühle für die Indie-Lieblinge aus Montreal, bevor das ebenfalls von uns rezensierte „Everything Now“ mit überbordenden ABBA-Bezügen einen Großteil der treuen Fangemeinde trotz Nummer-1-Platzierungen in den USA, Großbritannien und natürlich Kanada vor fünf Jahren durchaus ratlos zurückließ.

Arcade Fire zwischen Springsteen, Beatles und Bowie

Arcade Fire We Cover Columbia Records Sony Music

Nun also das sechste Arcade-Fire-Studio-Album, das mit dem von uns als Song des Tages vorgestellten „The Lightning I, II“ als ersten, überaus verheißungsvollen Vorabtrack beworben worden ist. Da war sie wieder, die segensreiche wie feierliche Rock-Hymnik früherer Tage, die hier mal wieder Springsteen-Nähe zelebriert. „The Lightning I, II“ markiert den Beginn des zweiten Parts des von Nigel Godrich und der Band produzierten, mit sieben Songs bestückten und in die Teile „I“ und „We“ unterteilten Albums. Sechs der sieben Stücke erhalten die für die Formation typischen Kapiteleinteilungen wie „I-IV“ bei der neunminütigen Mini-Suite „End Of The Empire“, die das Ende der USA als Weltmacht beschwört und erhaben und feierlich zwischen Beatles und David Bowie changiert.

Inspirationsquellen und viel Charme

Das Songwriter-Ehepaar Win Butler und Régine Chassagne – seit dem Ausstieg von Butlers Bruder Will treten Arcade Fire als Quintett ins Rampenlicht – bewegt sich mit dem Material von „We“ wieder in die richtige Richtung und hat sich neben den bereits erwähnten Künstlern noch von Kate Bush bei „Age Of Anxiety I“ und Peter Gabriel bei „Unconditional II (Race And Religion)“ inspirieren. Sie konnten Gabriel sogar von einer Gesangsmitwirkung im Chor mit Chassagne überzeugen. Die tanzbaren Electro-Pop-Anleihen funktionieren in „Age Of Anxiety II (Rabbit Hole)“ ganz wunderbar, und dem Charme einer solch liebreizenden Melodie wie der von „Unconditional I (Lookout Kid)“, kann sich sowieso niemand entziehen. Das Private scheint bei Butler und Chassagne auch stets das Politische zu sein und beide gesellschaftlichen Felder werden von ihnen thematisiert. Mit einem Album, das offensichtlich einen Neuanfang für Arcade Fire bedeutet. Ein mithin mehr als gelungener.

„We“ von Arcade Fire erscheint am 06.05.2022 bei Columbia Records / Sony Music. (Beitragsbild von Michael Marcelle)

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