The Afghan Whigs: How Do You Burn

Neuntes Album der souligen Rock’n’Roller The Afghan Whigs

Seit 36 Jahren existieren die Afghan Whigs aus Cincinatti/Ohio mit diversen Unterbrechungen sowie zahllosen Umbesetzungen. Album Nummer Neun erscheint nun am 9. September. Zu diesem Zeitpunkt haben die Afghan Whigs schon einige Konzerte gespielt, die diesen Tonträger eigentlich promoten sollten. Was soll man machen. Greg Dullis Soloalbum „Random Desire“ erschien dafür im Februar 2020 und konnte aus bekannten Gründen überhaupt nicht live beworben werden.

Greg Dulli und seine Mitstreiter bei The Afghan Whigs

Greg Dulli ist der Boss der Afghan Whigs und neben Bassist John Curley das einzig verbliebene Gründungsmitglied der Formation („My brother“, so Dulli über ihn). Es gab Zeiten, da konnte man auf den offiziellen Seiten der Whigs gar nicht erfahren, wer neben diesen beiden noch auf den Konzertbühnen stand. 2022 ist das anders, der Fünfer gibt sich homogen und bietet auf der Platte darüber hinaus noch befreundeten Musikanten Gelegenheiten zur Partizipation. Dem verstorbenen Mark Lanegan zum Beispiel, den Dulli während der Whigs-Pause mit seiner Zweitband The Twilight Singers häufig auf die Bühne bat und mit dem er als The Gutter Twins 2008 das Bro-Album „Saturnalia“ veröffentlichte.

Oder Susan Marshall, die an weit über 100 Alben mitgewirkt hat, darunter welche von Willy DeVille, Lucinda Williiams oder eben den Afghan Whigs („1965“). Van Hunt – Produzent, Multi-Instrumentalist sowie bereits Gast auf der Afghan Whigs-Tour 2012 –  bildet einen genialen Duettpartner für Greg Dulli bei zwei Songs des Albums, das, soviel sei schon mal verraten, nicht minder fasziniert wie der Vorgänger „In Spades“ („2017“) – ein Album, das in der persönlichen Wertigkeit von Greg Dulli ganz weit oben steht und welches auch einen großen Teil des Livesets bei den bisher absolvierten Gigs speiste (hier die Review zum Frankfurt-Konzert).

(Nicht nur) vokale Ausdruckskraft in Perfektion

Angefangen mit dem treibenden Rocker „I’ll Make You See God“ über das doppeldeutige „Catch A Colt“, bei dem sich dezente Western-Gitarren mit dem R&B der Siebziger-Stones paaren; oder dem flehenden „Please, Baby, Please“, bei dem Dulli seine vokale Ausdruckskraft in Perfektion zeigt und dabei beweist, dass das Bombardement seiner Mutter mit obskuren Soul-Singles während seiner Kindheit nicht ohne Folgen für sein eigenes musikalisches Schaffen blieb, zeigt uns „How Do You Burn“ eine inspirierte Band auf der Höhe ihrer Schaffenskraft. Einzig  „A Line Of Shots“ wirkt etwas überladen mit all dem Hall, den Streichern und der Elektronik, die fast schon Prog-Rock-Dimensionen erreichen.

Vielleicht jedoch passend zum lyrischen Thema –  die Texte waren bisher noch nicht einsehbar sowie für mich leider nicht verständlich genug. Alles andere – das heißt neun Songs von zehn auf dem Album – sind bezaubernd, faszinierend, mitreißend und – keine Rezension über Greg Dullis Musik ohne diese Vokabel – hochgradig leidenschaftlich. Wer z.B. „Domino And Jimmy“ mit den Gastvocals der ebenso zum erweiterten Veteranenkreis gehörenden Marcy Mays nicht abkann, hat die goldene Zeit von Fleetwood Mac nie geliebt, in der Stevie Nicks & Lindsey Buckingham eine ausgezeichnete Band zu einer perfekten verwandelten.

Die Afghan Whigs haben einen Lauf

Die Afghan Whigs, sprich Greg Dulli, haben einen Lauf, der schon einige Jahre andauert und hoffentlich noch eine Weile so weitergeht. Ersteht dieses Album, tut Euch etwas Gutes und gebt Euch die Whigs live. Im Oktober sind sie nochmal in Europa, u.a. dann in München, Amsterdam oder Zürich.

„How Do You Burn“ von The Afghan Whigs erscheint am 09.09.2022 bei Royal Cream / BMG. (Beitragsbild: Pressefoto)

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