Sylvaine: Nova – Albumreview

Ein perfektes Blackgaze-Album der norwegischen Musikerin Kathrine Shepard, alias Sylvaine, für alle, die sich schönklangtechnisch ausklinken wollen

Hach, wie schön. Elfengleich haucht die Multi-Intrumentalistin sowie Komponistin Kathrine Shepard aka Sylvaine (ein Wortspiel aufgrund ihrer Vorliebe für den französischen Lyriker Paul Verlaine) dem Hörer Einschmeichelndes in unsere Hörwindungen, häufig zum Chor multipliziert. Wohlklang wie Anmut locken zum Eskapismus – bis im zweiten Track, dem an der 10-Minuten-Marke kratzenden „Mono No Aware“, die keifende Katherine dazu stößt und einen Kontrast bildet zu der betörenden Stimme ihres Alter Egos. Gitarren formieren dazu eine harsche Soundwand (von ihr gespielt) und werden ergänzt von sphärischen Keyboard-Klängen (ebenso). Nur das Schlagzeug wird verdroschen von ihrem Gehilfen Dorian Mansiaux, den Rest macht sie überwiegend alleine. Auch das Covermodel ist sie selbst, nackt im Sinne von verletzlich, dabei jedoch märchenhaft romantisiert.

Stillstand auf höchstem Niveau

Sylvaine Nova Cover Season Of Mist

Blackgaze lautet das dazugehörende Label, ein Amalgam aus Black Metal und Shoegaze, welches vor allem von den Franzosen Alcest zur Perfektion getrieben wurde. Die – und das ist der entscheidende Unterschied zu der Norwegerin, die von ihrem Label des weiteren mit Deafheaven (ok, gelegentlich) oder Emma Ruth Rundle (nö, never) verglichen wird – sich jedoch von Album zu Album großschrittig weiter entwickelten und weitere Klangfarben in ihren nach wie vor esoterisch anmutendem Klangkosmos integrierten.

Sylvaines viertes Album lässt einen solchen Sprung nach ihrem relativ erfolgreichen Vorgänger “Atoms Aligned, Coming Undone” 2018 vermissen und bleibt bei der zuvor erprobten Formel – aber so etwas wirft man AC/DC oder den Ramones ja auch nie vor, also was solls. Mit homöopathischen Dosen Prog- sowie Post-Metal garniert gibt’s nun neues Futter für die Freunde solcher Laut/Leise – Synthesen; handwerklich extrem gut gemacht, mit Songs, die Blastbeats oder Gekeife harmonisch definieren. Und die manchmal sogar, wie bei „I Close My Eyes So I Can See“, ihre Trademarks so perfektionieren, dass man meint, gerade den ultimativen Genre-Song gehört zu haben. Das Meiste, was unter Symphonic-Metal mit Sängerinnen subsumiert wird, kann man dafür in die Tonne treten.

Die Gäste von Sylvaine

Das fast achtminütige „Everything Must Come To An End“ präsentiert anschließend noch Gäste an den Streichinstrumenten: Lambert Segura an der Violine (der mit der schottischen Band Saor ebenso eine eigene Art von Blackgaze fabrizierte) sowie am Cello Patrick Urban, der mit den US-Folk-Metallern Panopticon ein Album einspielte.

„Musik zur Zeit“ ist dies nur, wenn man dem mehr denn je nachvollziehbaren Bedürfnis nachgibt, sich mal schönklangtechnisch ausklinken zu müssen/wollen. Dafür ist „Nova“ allerdings perfekt.

„Nova“ von Sylvaine erscheint am 04.03.2022 bei Season Of Mist. (Beitargsbild by Daria Endresen)

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