Nothing But Thieves: Dead Club City

Nothing But Thieves credit Beatriz Oliveira

„Dead Club City“, das vierte Album der britischen Rock-Band Nothing But Thieves gerät zu einem maximal tanzbaren Ereignis

von Jens Krüger

In einem Zeitraum von acht Jahren vier Alben zu veröffentlichen – das spricht für eine ordentliche Arbeitsmoral. Die Briten Nothing But Thieves haben diesen Meilenstein – trotz einer mentalen Hängepartie während der Pandemie – jetzt mit „Dead Club City“ (DCC) erreicht. Enthalten sind: Elf Hymnen. In Eigenregie aufgenommen und produziert wurde DCC von Gitarrist Dom Craik in einem Studio-Bunker in der Landschaft von Essex.

Nothing But Thieves und das ganz große Kino

Nothing But Thieves Dead Club City Cover RCA Sony Music

Im Gegensatz zu den Vorgängeralben dreht die Band noch deutlicher an den digitalen Knöpfchen. Wechselnde

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Bass- und Drum-Machine-Klänge gesellen sich zum klassischen Band-Sound des Quintetts. Sehr elektronisch. Es wird definitiv interessant sein zu sehen, wie die starke Liveband all diese Digi-Details auf die Bühne transferieren wird. Thematisch ist DCC ein Konzeptalbum voller Charaktere, Konzepte, Geschichten und einer Nebenrolle für eine Band namens Zzzeros, die „verzweifelt nach Ruhm und Status im schäbigen DCC sucht, aber am Ende von der Stadt aufgefressen und ausgespuckt wird“.

Das Nothing But Thieves musikalisch vor einem gewissen Pathos nicht zurückschrecken, war auf den opulenten Vorgängerwerken schon deutlich. Nun also auch lyrisch das ganz große Kino. Die Band habe auf Einflüsse zurückgegriffen, die sie selbst normalerweise als ,guilty pleasures‘ bezeichnen würde. Die Schuldgefühle hätten sich gelegt und am Ende habe es einfach Spaß gemacht. Sympathisch. Ehrlich.

Zwischen Scissor Sisters, Daft Punk und Whitney Houston

Die Band war musikalisch natürlich schon immer sehr solide, und Conor Mason gehört zweifellos in die Top-Sänger-Riege im Bereich Pop/Rock. Technisch hochversiert, ausdrucksstark und emotional kennt man ihn von vorangegangenen Alben. Das ist geblieben. Mein persönlicher Favorit ist das zumindest in der Strophe zurückgenommene „Keeping You Around“ und „Do You Love Me Yet“, das mich (nicht nur wegen Conors Falsett) an eine maximal groovende Version der Scissor Sisters erinnert. Weiterhin trifft man auf Daft Punk und Maroon 5, hier und da schimmert ein bisschen was „Boygroupiges“ durch und auf „Green Eyes Siena“ streift den Hörer gar der Vibe von Whitney Houston.

Am Ende hat es einfach Spaß gemacht

Im Presseinfo geizt auch die Band selbst nicht mit Referenzen und nennt die Bee Gees, Blur, einen aufgemotzten Prince, Nine Inch Nails oder die Queens Of The Stone Age. Am Ende bin ich ein wenig ratlos, wie ich das Ganze nun finden soll. Ich hätte auf ein wenig Pomp und Disco verzichten können, gleichzeitig hat DCC aufgrund ebenjener Attribute Potenzial für die Großraumdisco und ist maximal tanzbar. Wie die Band selbst sagt: Am Ende hat es einfach Spaß gemacht. Hat es. Gute Platte.

„Dead Club City“ von Nothing But Thieves erscheint am 30.06.2023 bei RCA / Sony Music. (Beitragsbild von (Beatriz Oliveira)

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