Isabella Caldart: Nirvana

Isabella Caldart Nirvana Cover Reclam Verlag

Pünktlich zum 30sten Todestag von Kurt Cobain am 5. April erschien bei Reclam eine Einordnung zum Status der „größten Rockband ihrer Generation“ (Musik Express): Nirvana

von Michael Thieme

Isabella Caldart – Journalistin, Podcasterin, Lektorin sowie Social Media-Redakteurin – gehört „zu der ersten Generation, die nach Kurts Tod Fan wurde“. Ihre Sichtweise auf das Wirken Nirvanas und speziell Kurt Cobains unterscheidet sich von daher von der bisher veröffentlichter Biographien zum Thema – sie selbst begründet das in ihrem Buch so: „Eine Band zu lieben, die man um nur ganz wenige Jahre verpasst hat, ist durchaus schmerzhaft, weil man sich der Nähe bewusst ist, die Vergangenheit aber nicht greifen kann. Zugleich bewiesen wir (also diese erste Generation Fans nach Cobains Tod), dass Nirvana nicht nur in ihrer Zeit verhaftet waren und das Sprachrohr der ‚Generation X‘ (….), sondern dass ihre Musik nach dem Ende der Band weiterhin Menschen berühren würde (…)“.

Dabei steht Caldart der Rockmusik an sich durchaus kritisch gegenüber, wie man u.a. in der aktuellen Folge ihres mit Daniel Stähr fabrizierten Podcasts „The Sad Millenials“ mit dem Titel „RIP Rock“ hören kann. Das tat Kurt Cobain allerdings auch.

Klein, praktisch, kompetent und voller Leidenschaft: Die 100-Seiten-Reihe von Reclam

Isabella Caldart Nirvana Cover Reclam Verlag

„Nirvana“ ist der jüngste Band in der 100-Seiten-Reihe des Traditionsverlages Reclam, in dem die unterschiedlichsten Themen aufgegriffen werden von Menschen, die sich diesen  auf besondere Weise leidenschaftlich verpflichtet fühlen und die imstande sind, diese Leidenschaft auch für Skeptiker erfahrbar zu machen. Diemar Dath veröffentlichte dort über Superhelden, Birgit Fuß über Jim Morrison, André Boße über die Drei ???. Unter anderem. Inzwischen gibt es 139 Bände, neben kulturellen Schwerpunkten werden dort ebenso Themen wie Biodiversität oder der Nahostkonflikt behandelt.

Die Zeitlosigkeit von Nirvana, anschaulich belegt

Isabella Caldart fasst in dem Buch die bekannten wie bisher vernachlässigten Eckpfeiler im Leben der drei Protagonisten von Nirvana griffig zusammen. Ärgerliches wie Attacken der Yellow Press auf das Paar Kurt Cobain/ Courtney Love werden erwähnt, allerdings nicht vertieft um Blödsinn nicht noch mehr Reichweite zu bescheren. Im Gegensatz zu anderen Biografien arbeitet sie nachvollziehbar heraus, wieso die Person Kurt Cobain immer noch so einen Impact auf junge Menschen hat; warum Cobain in einem queeren Kontext gesehen werden muss sowie die Ambivalenzen dieses vielleicht letzten großen Rockstars, dem alles rockistische zuwider war. Darüber hinaus ist „Nirvana“ auch eine Würdigung der Frauen im Leben der Bandmitglieder sowie vor allem in dem Kurt Cobains. Eine äußerst lesenswerte Lektüre, die Lust macht, Nirvanas Musik wieder oder neu zu entdecken.

Isabella Caldart: „Nirvana“, Reclam Verlag, Kartoniert, 100 Seiten, 978-3-15-020711-6, 12 Euro. (Beitragsbild: Buchcover)

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