Hurray For The Riff Raff: The Past Is Still Alive

Hurray For The Riff Raff by Tommy Kha

Wie der Name schon sagt: Auf dem inzwischen neunten Album von Hurray For The Riff Raff geht es für Mastermind Alynda Segarra zurück zu ihren Wurzeln in Folk und Americana.

von Carsten Wohlfeld

Hurray For The Riff Raff sind eine der bemerkenswerten Bands, denen es gelungen ist, sich über einen Zeitraum von rund 15 Jahren künstlerisch wie kommerziell zu entwickeln und zu wachsen, ohne sich je dafür verbiegen zu müssen. Gestartet mit herrlich spröden, ja fast ein wenig schrulligen Songs im Dunstkreis von Country, Folk, Gospel, Blues und ein wenig Louisiana-Flair, hatte sich Alynda Segarra spätestens mit dem bemerkenswerten, semi-autobiografischen Sinnsuche-Konzeptalbum „The Navigator“ aus dem Jahre 2017 vom Sound ihrer Anfänge freigemacht und sich auf dem vor zwei Jahren veröffentlichten  Electro-Punk-Werk „Life On Earth“ von so unterschiedlichen Quellen wie The Clash, Beverly Glenn-Copeland, Bad Bunny und

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Adrienne Maree Brown inspirieren lassen. Entstanden in Durham, North Carolina, unter dem Eindruck des Todes Ihres Vaters, der einen Monat vor den Aufnahmen verstarb, widmet sich Segarra auf „The Past Is Still Alive“ nun Themen wie Zeit, Erinnerung, Liebe und Verlust.

Selbstportraits aus einem Leben in Bewegung

Hurray For The Riff Raff The Past Is Still Alive Cover Warner

Anders als auf dem während der Pandemie geschriebenen Vorgängeralbum, mit dem Segarra dem Publikum einen Leitfaden für das (Über-)Leben in immer seltsameren Zeiten an die Hand gegeben hatte, richtet die 36-jährige Amerikanerin mit puertoricanischen Wurzeln den Blick auf der neuen LP wieder stärker nach innen. Mit den Songs, die bereits an anderer Stelle treffend als Selbstportraits beschrieben worden sind, zeichnet sie ihr Leben nach, seit sie mit 17 ihre Heimat in der Bronx in New York verließ und mit einer Bande von Straßenmusikern auf Güterzügen durch die USA trampte, um zunächst in New Orleans und später dann in Nashville heimisch zu werden, bevor sie ihr Weg zurück nach New York führte: Schlaglichter auf ein Leben in Bewegung, das von Menschen, Orten und mythischen Figuren geprägt wurde und nicht nur im Song „Vetiver“ um hart erkämpfte Wahrheiten und Weisheiten kreist, wenn Segurra ihre kämpferische Natur herausstellt. Mit „Alibi“ gibt es auch einen Song, in dem sie sich explizit mit der oft schwierigen Beziehung zu ihrem nichtsdestotrotz sehr prägenden Vater auseinandersetzt.

Hurray For The Riff Raff gegen den Rest der Welt

Vielleicht auch deshalb ist es nicht überraschend, dass Segurra den Blick auch klanglich zurückschweifen lässt. Erneut mit Tausendsassa Brad Cook am Mischpult, der in der Vergangenheit schon Größen wie Bon Iver, Hiss Golden Messenger, Waxahatchee oder Kevin Morby dabei unterstützte, einen Sound im Americana-Universum zu finden, der wunderbar echt, aber nicht altmodisch ist, rückt sie hier nun mit betont naturbelassenen Arrangements ihre musikalische Vergangenheit in ein neues Licht. Reife und Melancholie sorgen zwar dafür, dass der punkige Trotz, der früher wichtiger Antrieb für Segarra war, auf dem neuen Album ein wenig in den Hintergrund rückt, das Springsteen’sche „Wir gegen den Rest der Welt“- Gefühl, das schon immer eines ihrer Markenzeichen war – in der Vergangenheit coverte sie sogar „Dancing In The Dark“ vom Boss! – leuchtet auch auf „The Past Is Still Alive“ ganz hell. 

„The Past Is Still Alive“ von Hurray For The Riff Raff erscheint am 23.02.2024 bei Nonesuch / Warner. (Beitragsbild von Tommy Kha)

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