Nach dem Indie-Dream-Pop-Debütalbum „Someone New“ erobert Helena Deland mit „Goodnight Summerland“ das Folkgenre
von Gérard Otremba
Helena Deland gehört spätestens seit ihrem 2020 veröffentlichten, auch von uns rezensierten Debütalbum „Someone New“ zweifellos zu den Kritikerlieblingen. In meiner Review rückte ich die kanadische Songwriterin in die Nähe von Beth Gibbons, Sophie Hunger und Julia Holter. Auch eine Phoebe Bridgers war da nicht so weit weg entfernt. Ihre Mischung aus Indie-, Dream- und Folk-Pop hinterließ nachhaltigen Eindruck, eine auf Folk basierte Indie-Welt mit hypnotischer Popnote, eine manchmal mit etwas gespenstisch anmutenden Sounds, manchmal eine mit Indie-Hitpotential ausgestattete. Beim Labelwechsel von Luminelle Recordings zu Chivi Chivi Records für das Zweitwerk „Goodnight Summerland“ geht auch ein nuancierter Stilwechsel einher.
Helena Deland im Laurel Canyon
Alles, was
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beim Debüt noch irgendwie nach Indie-Pop klang, weicht nun schon fast der reinen (Indie-)Folklehre. Und das macht Helena Deland ganz großartig. Die in Montreal lebende Musikerin schenkt uns mit dem von Sounds & Books zum Song des Tages gekürten Vorabtrack „Bright Green Vibrant Gray“ ein lupenreines Laurel-Canyon-Folk-Stück, ein wunderschönes mithin, sanft und melancholisch. Delands klare Stimme verzaubert, die akustische Gitarre setzt Akzente, das Schlagzeug träumt vor sich hin und im Hintergrund flötet es entrückt. Hach, der Preis für ästhetisches Empfinden geht in diesem Monat eindeutig an Helena Deland. Laura Marling, Holly Macve heißen die Referenzen für „Goodnight Summerland“, und das bedeutet, Deland gesellt sich auch im Folkgenre zu den besten Kolleginnen ihres Fachs.
Auf den Spuren von Nick Drake
Häufig verzichtet Helena Deland ganz aufs Schlagzeug, hält die Arrangements also so reduziert wie möglich und erreicht damit die größtmögliche Wirkung. „Saying Something“, „Drawbridge“ (wiederum mit Flöteneinsatz), „Roadflower“ und „Swimmer“ heißen die einen schlicht umhauenden Songs. Und wenn dann doch mal Schlagzeugbegleitung nötig, dann weiterhin subtil, was „The Animals“ zu einem weiteren Albumhöhepunkt voller Strahlkraft macht. Spätestens zu dem von Piano und akustische Gitarre flankierten Closer „Strawberry Moon“ denkt man doch unweigerlich auch an den längst verstorbenen Nick Drake. Ihm hätte „Goodnight Summerlnad“ zweifellos gefallen. Wahrscheinlich genauso gut wie mir.
„Goodnight Summerland“ von Helena Deland erscheint am 13.10.2023 bei Chivi Chivi Records. (Beitragsbild von Lawrence Fafard)