Dana Grigorcea: Die nicht sterben – Roman

Dana Grigorcea credit Mardiana Sani

Eine zunehmend erfrischend feministische Geschichte erzählt Dana Grigorcea in ihrem Roman „Die nicht sterben“

Dana Grigorcea hat einen modernen, feministischen Vampir-Roman geschrieben und darin eine Geschichte über Migration und ihre Folgen verwoben. Im Zentrum steht eine junge Künstlerin, die frisch aus Paris zurück in die kleine Stadt B mitten in Transsilvanien reist, wo die Mythen um Graf Dracula nicht nur bei den Bewohner*innen fantastische und finanzielle Blüten treiben. Dabei schreibt die rumänisch-schweizerische Schriftstellerin in einem Stil, der spielerisch Bram Stokers Erzählduktus adaptiert und trotzdem nicht antiquiert wirkt.

Bürgerliche Entourage in einer post-kommunistischen Welt

Die nicht sterben von Dana Grigorcea Cover Penguin Verlag

Zu Beginn tauchen die Leser*innen in eine bereits untergegangene post-kommunistische Welt ein, die von dem Freundeskreis um die Großtante der Protagonistin, bespielt wird. Die Entourage dieser Großtante reist jeden Sommer aus Bukarest an und belebt den ehemaligen, zu Sowjetzeiten enteigneten Landsitz der Familie. In bürgerlicher Manier wird hier diskutiert, getrunken, getanzt und gelacht. Mittendrin ist die junge Protagonistin, die später in die Ferne ziehen und in Frankreich Malerei studieren wird. Als sie das Studium beendet hat, kehrt sie zurück und ist dem alten Sommerglück inzwischen entwachsen. “Und seltsame Schuldgefühle stiegen in mir hoch, darüber, dass ich so lange weg war und jetzt nicht mehr mit der nötigen Zuneigung auf diesen Ort schaute.”

Dana Grigorcea verbindet einen Mord, Graf Dracula und Migration zu “herstory”

Der jungen Künstlerin begegnet das unsichtbare Grauen als große Kraft, denn es oder vielmehr er, der Graf, ist Teil ihrer Familiengeschichte. Die Verschmelzung mit dem Grafen, die ein wenig an die Bluthochzeit im Roman von Bram Stoker erinnert, verleiht ihr übernatürliche Kräfte. Gricorcea beschreibt diese Verwandlungen so gut und spürbar, dass es beim Lesen sachte den Rücken hinab rieselt. Die Geschichte des heutigen Rumäniens, das Schicksal eines Land, dass die Jungen verlassen, um immer seltener zurückzukehren, bindet die Autorin um den Mord an einem ehemaligen Dorfbewohner organisch ein und alles zusammen hält die Protagonistin und ihre magischen Kräfte. Dabei entwickelt sich die Geschichte zunehmend zu einer erfrischend feministischen Erzählung, zu “herstory”, die zurecht auf der Longlist des deutschen Buchpreises steht.

Dana Grigorcea: „Die nicht sterben“, Penguin Verlag, Hardcover, 272 Seiten, 22 Euro. (Beitragsbild von Mardiana Sani)

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