Beabadoobee: Beatopia – Albumreview

Beabadoobee credit Erika Kamano

Zweiter Streich der Alternative-Indie-Rock-Hoffnung Beabadoobee

Neues Album der im Vorfeld des vor zwei Jahren erschienenen Debüts schwer gehypten Beatrice Laus aka Beabadoobee, über deren Vorgeschichte Kollege Otremba bereits hier bei Sounds & Books berichtete. Noch eine 22jährige, die mit enormem Talent gesegnet originäre Stücke der (meist jugendlichen) Welt kredenzt, die selbst Boomer wie uns berühren, so wir uns wieder finden können in Beschreibungen von einsamen Stunden, Sehnsüchten oder dem alles bereuenden Morgen danach. Lacht nicht, liebe Lesende – auch wir waren mal jung.

Klänge aus dem Altertum, aka den 90ies

Beabadoobee Beatopia Cover Dirty Hit Records

Vereinfacht wird dies, wenn es musikalisch auf eine Art und Weise ausgedrückt wird, die uns nicht komplett durch Innovation überfordert, sondern angenehm bereits Gehörtes triggert – was für die jungen Menschen, die wiederum Beabadoobee anschmachten, Zeug von vorgestern darstellt. Die Neunziger, auf deren Gitarrenwelt vieles von dem, was Beabadoobee da so treibt, musikalisch fußt, hat sie selber ja schon nicht erlebt. Aber nice, dass das geblieben ist in der Popmusik: dezente Gitarreneruptionen wie bei „Talk“, welches so auch von Avril Lavigne vor zwanzig Jahren hätte veröffentlicht werden können und die die Spuren zeigen, die Grunge in der Popmusik hinterlassen hat, zum Beispiel.

Die Brücke zwischen den Generationen

Die Brücke zwischen der Generation X und der Generation Z – hier ist sie. Schmerz sowie Verwundbarkeit empfangen die Hörenden gleich bei Einsteiger-Doppel: „Beatopia Cultsong“ bildet das Intro zwischen klirrenden Gläsern, die anscheinend gerade abgeräumt werden und einem fließenden Gitarrenlauf, welches nach etwas Hall, Dynamik oder deepem Bass in „10:36“ mündet – scheinbar leichtfüßig und tanzbar verrät uns Beabadoobee, dass sie nicht alleine schlafen kann und was das mit ihr sowie dem Partner macht, wenn die Erwartungen in so einer Situation stark voneinander abweichen. Der folgende Tag ist sonnig („Sunny Day“) – neues Spiel, neues Glück. Aber:  „I’m sorry for yesterday“. Wer kennt es nicht. Die Gitarre klingt dabei leicht spanisch, man fühlt die Sonne durchs Fenster scheinen.

Beabadoobee und ihre eigene Schublade

Die Themen auf „Beatopia“ sind privat, aber universell. Schwermütige Streicher drücken die Stimmung bei „Ripples“ oder „Lovesong“, ein lässiger Bossa illustriert „Perfect Pair“ und animiert zur Bewegung. Das ganze Album schmeichelt sich von Durchgang zu Durchgang mehr in die Gehörgänge – nicht nur in die der juvenilen Zielgruppe, sondern auch in die mit altersbedingtem Hörverlust, aber nach wie vor großem Herz. Beabadoobee ist eine Künstlerin, die sich bereits eine ganz eigene Schublade gebaut hat. Bin gespannt, wie sie die in Zukunft noch weiter füllen wird.

„Beatopie“ von Beabadoobee erscheint am 15.07.2022 bei Dirty Hit. (Beitragsbild von Erika Kamano)

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