Anohni And The Johnsons: My Back Was A Bridge For You To Cross

Anohni Pressefoto Rough Trade Records Beggars Group

Soulig-bluesiges Album mit hoher Heilbarkeit: Anohni meldet sich nach sechs Jahren zurück!

von Sebastian Meißner

Sechs Jahre lang war es still um Anohni. Eine Zeit, in der viel passiert ist. Krieg, Klima, KI, Pandemie und metoo – es ist herausfordernde Zeiten, in denen viele, gerade junge Menschen Orientierung und Halt suchen. „Ich möchte, dass meine Arbeit nützlich ist. Mit ‚Hopelessness‘ habe ich gelernt, dass ich einen Soundtrack liefern kann, der Menschen in ihrer Arbeit, in ihrem Aktivismus, in ihren Träumen und Entscheidungen stärken kann. Ich kann von einem Bewusstsein singen, das anderen das Gefühl gibt, weniger allein zu sein, Menschen, für die die offene Äußerung dieser beängstigenden Zeiten keine Quelle des

___STEADY_PAYWALL___

Unbehagens, sondern ein Grund zur Identifikation und Erleichterung ist“, sagte Anohni kürzlich in einem Interview.

Anohni bietet Trost und Hoffnung

Anohni My Back Was A Bridge For You To Cross Cover Rough Trade Records

Dass Anohni hohes Identifikationspotenzial besitzt, liegt auf der Hand. Die inzwischen 51-Jährige hat mehrere Transformationsprozesse hinter sich gebracht, menschlich wie musikalisch und ist sich dabei dennoch stets treu geblieben. Ihre Musik – zu Beginn noch als Antony – drückt bei aller Verletzlichkeit immer auch Trost und Hoffnung aus. So auch auf „My Back Was A Bridge For You To Cross“. Die zehn neuen Stücke haben wieder verstärkt kammermusikalische Elemente wie das Frühwerk, sind aber auch mit Gitarrenpop verbunden. Was jedoch nicht heißt, dass hier alles leicht bekömmliche Kost ist.

Songs, die der Schönheit dienen

„Go Ahead“ zum Beispiel ist eine kurze, nervöse Noise-Collage mit Feedbacks und hysterischem Vortrag. „There Was Never Enough“ ist ein weitgehend strukturloses, sich auflösendes Stück, das erst am Ende seiner Spielzeit Erlösung bietet. Auf der anderen Seite stehen Stücke, die ganz und gar der Schönheit dienen. Das soulige „It Must Change“ zum Beispiel, mit bluesigem Gitarrenriff und süßen Streichern. Das bezaubernd unschuldige „It’s My Fault“; das gospelige „You Be Free“ oder der Rocker „Rest“ sind allesamt Balsam. Am besten ist aber „Why Am I Alive Not“, eines der wenigen Stücke mit Piano, das nicht nur deshalb besonders warm und willkommen daherkommt.

Inhaltlich dreht sich hier alles um den Menschen als Teil der Natur sind, seiner Rolle in der heutigen Zeit und der Gefahr eines Exitus. Anohni stellt sich den großen, existenziellen Fragen – und schafft damit genau das, was sie sich vornimmt: Relevant sein, nützlich sein, Orientierung bieten. Eine enorm intensive und heilsame Platte.

„My Back Was A Bridge For You To Cross“ von Anohni And The Johnsons erscheint am 07.07.2023 bei Rough Trade Records / Beggars Group. (Beitragsbild: Pressefoto)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kommentar schreiben