Villagers: That Golden Time

Villagers credit Andrew Whitton

Die goldene Villagers-Zeit ist jetzt: Mit „That Golden Time“ gelingt dem irischen Songwriter Conor O’Brien erneut eine Großtat

von Gérard Otremba

Man hört den zweiten Song „First Responder“ und die Tränen fließen ganz automatisch. Der feinsinnige und intime Villagers-Folk fordert die Emotionalität schlicht heraus. Die letzte Minute des Songs gerät mit seinem orchestralen Überbau dann zwar noch kurzfristig in den Sog des Überschwangs, aber das passt natürlich alles nur zu gut zu Conor O’Brien. Der irische Songwriter bezeichnet „That Golden Time“ als „wahrscheinlich das verletzlichste Album, das ich je gemacht habe“. Und genau so klingt es denn auch. Verletzlich und wunder-wunderschön.

Die Villagers-Nostalgie

Villagers That Golden Time Cover

Das von uns ebenfalls rezensierte, vor drei Jahren veröffentlichte, letzte Villagers-Album „Fever Dreams“ war ein Wunderwerk und fand sich auf Platz 1 meiner Liste der Alben des Jahres 2021 wieder. Vergleichsweise gerieten die Lieder auf „Fever Dreams“ geradezu opulent, während Conor O’Brien diesmal fast alle Instrumente selbst einspielte und nur am Ende der Aufnahmesessions lud der Villagers-Mastermind befreundete Musiker, die Violine, Bratsche, Cello, Bouzouki und Sopranstimme beisteuerten, ins Studio ein. „Das Album trieft nur so vor Nostalgie, denke ich“ bekennt O’Brien im kürzlich veröffentlichten Interview mit Sounds & Books. Aber genau so kann und darf Nostalgie klingen. Nur ganz selten, wie in „No Drama“, gönnt sich O’Brien einen kleinen Ausflug in die Theatralik, im anschließenden „Behind That Curtain“ frönt er einem cineastisch-soundtrackartigen, jazzorientierten, sehr traurigen und elegischen Sound. Ein sechsminütiger, mithin sehr leiser Triumphzug, dieser Song, der zum Schluss mit überraschenden Elektrobeats und einer frei aufspielenden Klarinette aufwartet.

Detailverliebte Arrangements

Die Melancholie tropft aus vielen Noten dieses wieder so vorzüglichen Villagers-Albums. Im schwebenden, fast kosmischen, von Sounds & Books zum Song des Tages gekürten Titeltrack, im von Streichern verzierten „I Want What I Don’t Need“ oder im Closer „Money On The Mind“. Und trotzdem wird einem beim Hören von „That Golden Time“ in keiner Weise langweilig, viel zu detailverliebt arrangiert Conor O’Brien seine Songs. Romantik und Realismus, Vergangenheit und Moderne: O’Brien bringt das alles meisterlich zusammen. Die goldene Villagers-Zeit ist jetzt.

„That Golden Time“ von Villagers erscheint am 10.05.2024 bei Domino. (Beitragsbild von Andrew Whitton)   

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