Thomas Dybdahl: Teenage Astronauts

Thomas Dybdahl credit Sondre Michaelsen

Für Party-Musik war der Norweger Thomas Dybdahl noch nie zuständig. Mit einem orchestralen Album übertrifft er sich als Chefmelancholiker nun selbst.

von Werner Herpell

Ein kurzes Album, das gleichwohl enorm viel zu erzählen hat: In den nur gut 30 Minuten und neun Tracks von „Teenage Astronauts“ breitet der norwegische Singer-Songwriter Thomas Dybdahl quasi sein Leben als jüngerer Mensch vor dem zunehmend faszinierten Hörer aus. Begleitet von den herrlichen Klängen des Stavanger Symphony Orchestra, erzählt der bald 45 Jahre alte Musiker über sein Erwachsenwerden, (zerbrochene) Freundschaften und die Suche nach einem Platz im Leben. Dass diese Platte angesichts ihrer sehr persönlichen Themen bei aller Opulenz des Sounds intim und melancholisch ausfällt, versteht sich da fast von selbst – und ist doch meisterhaft sensibel umgesetzt.

Hörbare Magie bei den Aufnahmen

Thomas Dybdahl Teenage Astronauts Cover V2 Records

Dybdahl hat in seinem

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Heimatland seit Anfang der Nuller-Jahre bereits mit vier ambitionierten Alben Platz eins der Charts erreicht, er ist aber auch jenseits der norwegischen Grenzen längst ein hoch geschätzter Sänger und Komponist. „Teenage Astronauts“ nahm er nun in Zusammenarbeit mit Assen wie Larry Klein (dem vielfach mit Grammys ausgezeichneten Produzenten von Joni Mitchell, Tracy Chapman oder Melody Gardot) und Top-Arrangeur Vince Mendoza (Joni Mitchell, Björk, John Scofield) auf, der das Orchester von Stavanger leitete.

Bei der Produktion in Kalifornien und an der norwegischen Küste entstand hörbar pure Magie – am ehesten vergleichbar mit dem jüngsten Meisterwerk „Sirenesque“ des schottischen Barock-Pop-Projekts The Bathers um Chris Thomson, dessen sinfonische Songs mit ähnlicher Überwältigungskraft auftrumpfen und sich deshalb im Jahresrückblick 2023 dieses Schreibers weit oben auf Platz 3 finden lassen. Wie Thomson glänzt Dybdahl mit seinen fragilen Vocals nicht als Pop-Sänger im klassisch schönen Sinne – aber ein großartiger Interpret dieser gebrochenen, oft romantischen Geschichten ist auch der Norweger allemal.

Thomas Dybdahl auf einem Karriere-Gipfel

Für die Texte arbeitete Dybdahl mit Edie Kuhnle Ottestad zusammen, die aufgrund eigener Erfahrungen in der Familie seinem Wunsch nach einem Album „about male friendships“ nachkommen konnte. „Freundschaft bedeutet so viel, wenn man jung ist. Sie ist so intensiv und fordernd“, sagt der 44-Jährige über das Hauptthema von „Teenage Astronauts“. „Zusammen mit unseren Freunden erobern wir uns die Welt, fordern Autoritäten heraus und sprengen Grenzen.“

Seinen Anspruch, all dies mit einer Art sinfonischem Folk-Soul-Pop zu erzählen, begründet er so: „Als junger Mensch fühlt man sich unsterblich – als wenn alles möglich wäre. Daher wollte ich ein großes Streichorchester dabei haben, um dieses Gefühl einzufangen und uns in den Weltraum zu katapultieren.“ Fazit: Mit dem zehnten Album ist Dybdahl wohl auf dem Gipfel seiner Songwriter-Kunst angekommen, eine berührendere Platte wird in diesem Jahr schwer zu finden sein. Insofern ist „Teenage Astronauts“, als stilistisch vergleichbarer Nachfolger von „Sirenesque“ der Bathers, ein Kandidat für die Bestenlisten 2024.

Das Album „Teenage Astronauts“ von Thomas Dybdahl erscheint am 15.03.2024 bei V2 Records. (Beitragsbild von Sondre Michaelsen)

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