The Jeremy Days live in Hamburg 2023

The Jeremy Days live Hamburg 2023 Mojo Club by Gérard Otremba Sounds & Books

Die Fans feiern die Hamburger Pop-Rock-Band The Jeremy Days zwei Stunden lang im Mojo Club

Text und Fotos von Gérard Otremba

In einem Interview 2017 mit Sounds & Books zum Erscheinen seiner Solo-Compilation „Twenty Tweny“ bezeichnete sich Dirk Darmstaedter als „Verfechter von intelligenter Popmusik als Kunstform“. Catchy müssten Songs sein, aber es müsste auch was hängen bleiben. Dieser Catchyness der intelligenten Popmusik frönte der 58-jährige Songwriter bereits als Frontmann der Hamburger Band The Jeremy Days Ende der 80er- und zu Beginn der 90er-Jahre. Und es war eben nicht nur der große Hit „Brand New Toy“, der 1989 auf ihrem selbstbetitelten Debüt in die deutsche Poplandschaft strahlte.

Das Comeback 2019

Nur sieben Jahre später folgte die Trennung, bevor sich The Jeremy Days überraschend 2019 bis auf Bassist Christoph M. Kaiser – der von Stephan Gade ersetzt wurde – in Originalbesetzung, also mit Darmstaedter, Gitarrist

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Jörn Heilbut, Keyboarder Louis C. Oberländer und Schlagzeuger Stefan Rager zu einem triumphalen Comeback-Konzert im Hamburger Docks wiedervereinten (Sounds & Books berichtete). Ende des gleichen Jahres folgte sogar eine ganze Tour und im Frühjahr 2022 auch das erhoffte neue Album „Beauty In Broken“. Die dazugehörige Tour musste im Spätsommer letzten Jahres – Corona und die Folgen – leider abgesagt werden. Mit einem Jahr Verspätung also holen The Jeremy Days ihre Konzerte zum aktuellen Album nach.

Das Heimspiel für The Jeremy Days

Der zweite Termin nach dem Auftakt in Hannover führt das Quintett am 29.09.2023 in den gut gefüllten, aber nicht ganz ausverkauften Hamburger Mojo Club. Von Beginn an ist es das umjubelte Heimspiel für die J-Days. Bereits in der ersten Ansage zeigt sich Dirk Darmstaedter angenehm überrascht von der Lautstärke des Applauses, aber wen verwundert es, schließlich liefert er mit seiner Band ein formidables Set ab. Und sie strahlen nicht nur immer noch, die alten Hits aus dem ersten Album, die Jeremy Days spielen sie auch immer noch mit mächtig viel Punch, wie die allererste Single „Are You Inventive?“ aufs Herrlichste beweist.

Sieben Songs vom Debüt stehen an diesem Abend auf der Setlist, die ganzen Hits von „Brand New Toy“, über „Rome Wasn’t Built In A Day“,  bis zu „Julie Thru The Blinds“, „This World“ und „Starting To Pretend“. Dazwischen das tolle Doppel „Breathe“, ein Springsteen-hafter Rocksong, sowie das galoppierende und begeistert abgefeierte „Virginia“.

Das Stadionrockpotential von The Jeremy Days

Die Hamburger lieben ihre Jeremy Days. Und umgekehrt, wie Darmstaedter immer wieder mit anderen Worten zu verstehen gibt. Er erzählt auch von einem Konzert in Frankfurt vor zwölf Leuten aus der ganz frühen Phase der Band, als sie vorher in London Anzüge gekauft und ausgesehen hätten wie eine Mischung aus James Bond und Captain Nemo. Es geht unglaublich familiär und freundschaftlich zu zwischen den J-Days und ihren Fans im Hamburger Mojo Club. Darmstaedter ist der zurückhaltende, aber kommunikative Frontmann, der mit dem Status des Rockstars kokettiert und der ein oder andere Song hat ja auch das Stadionrockpotential. Das U2-mäßige „Give It A Name“, oder der hymnische Titeltrack des neuen Albums “Beauty Is Broken“. Aber im schönen Mojo Club sind sie dann vielleicht doch besser aufgehoben.

Jeden Freitag im Mojo Club?

Von wo sie die Fans nicht entlassen wollen. Als die meisten mit einem Konzertende rechnen, fordern Unentwegte so lange eine weitere Zugabe, bis die Band nach einigen Minuten nochmals die Bühne betritt – teilweise bereits umgezogen – um ein beherztes „Beautiful Love“ zu spielen. Danach geht aber auch nichts mehr, aber da sind dann auch zwei kurzweilige Stunden zu Ende. Ob die Verhandlungen mit dem Mojo, die Jeremy Days dort jeden Freitag spielen zu lassen, wie Dirk Darmstaedter an einer Stelle des Konzert vorschlägt, von Erfolg gekrönt sein wird, sei angezweifelt. Aber eine schöne Idee ist es trotzdem. Und ein erstes prächtiges Heimspiel-Konzert hat das Mojo nun erlebt.

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