Pauls Jets: Jazzfest – Albumreview

Pauls Jets by Louise Lotzing

Mit ihrem dritten Album „Jazzfest“ sollte die Wiener Indie-Band Pauls Jets zu Österreichs Lieblingsband aller avancieren

Und jetzt spielen Pauls Jets schon auf dem Jazzfest. Jedenfalls im herrlich selbstironischen Titeltrack ihres neuen Albums, dem dritten nach „Alle Songs bisher“ (2019) sowie dem auch von uns rezensierten „Highlights zum Einschlafen“ (2020). Das Wiener Quartett, bestehend aus Sänger und Gitarrist Paul Buschnegg, Bassistin und Sängerin Romy Jakovcic, Keyboarder Kilian Hanappi und Schlagzeuger Xavier Plus hat trotz Saxophoneinsatzes mit Jazz natürlich eher wenig am Hut. Liefert aber mit „Jazzfest“ erneut eine formidable Platte ab, die die beiden ebenfalls vorzüglichen Vorgänger noch in den Schatten stellt.

Pauls Jets mit 18 neuen Songs

Pauls Jets Jazzfest Cover Staatsakt

Sage und schreibe achtzehn Songs haben Pauls Jets auf das von Herwig Zamernik produzierte Album gepackt. Okay, sind zwei knapp einminütige Tracks dabei, allerdings auch das über zehn Minuten währende „Obstbaumwald“. Das verliert sich in chansonesk-getragener Indie-Pop-Atmosphäre, ein Song für Tagträumer und Romantiker, mitunter spacig, in der zweiten Hälfte in eine experimentierfreudige Geräuschkulisse überleitend und mit einer Element-Of-Crime-Gedächtnismundharmonika aufwartend. Wütende Gitarren hingegen dominieren das lebensfrohe „Büro“, in dem Buschnegg die Parole „Wenn du traurig bist, dann geh nicht ins Büro“ ausgibt. Post-Punk-NDW-Fans werden beim Hören von „Therapy“ begeistert sein, während „Weekend“ auch gut auf das letzte Sterne-Album gepasst hätte.

Harmonien und Dissonanzen

Pauls Jets toben sich in zahlreichen Genres aus, und was bei anderen Bands dann mitunter durch Verzettelung schief geht, geht bei den Österreichern voll auf. Bei achtzehn Songs springt einen vielleicht nicht jeder an, aber die die Liebe betreffenden Lieder wie „So richtig in Love“ und noch viel mehr „Baby“ sind einfach herzergreifend. Letzteres mit der unwiderstehlichen Indie-Pop-Melancholie sowie einem jubilierenden „Lalalala“-Chor ausgestattet. Ach, wie schön. Die Jets besingen schwärmerisch eine „Lazy Generation“, schaffen aber mühelos den Turn ins Erwachsenen-Elterndasein mit „Magdeburg“. Wer sich nicht scheut, Kraut- und Indie-Rock, Art- und Indie-Pop, Postpunk und Shoegaze, Harmonien und Dissonanzen auf einem Album zu erleben, der greife zu „Jazzfest“. Ein bärenstarkes Album.

„Jazzfest“ von Pauls Jets erscheint am 18.02.2022 bei Staatsakt. (Beitragsbild von Louise Lotzing)  

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