John Scofield live in Hamburg 2023

John Scofield by Maxim Schulz

Die Gitarrenlegende John Scofield veredelt in der Elbphilharmonie Stücke von Dylan, Young & Co.

Wollte man Bescheidenheit in einem Bild darstellen, man könnte eines von John Scofield nehmen. Er, die neben Pat Metheny größte lebende Legende der Jazzgitarre, kommt in seinem ganzen Auftreten derart unprätentiös daher, dass es schon rührend ist. Über den Willkommensapplaus am 04.03.2023 in der vollen Elbphilharmonie freut er sich sichtlich. Er ist aber nicht zum Sich-Feiern-Lassen gekommen, sondern um sein neues Programm vorzustellen. Scofield, der ewig Suchende.

Die Langfassung von „Mr Tambourine Man“

„Yankee Go Home“ heißt das neue Programm, in dem er sich Songs seiner Adoleszenz vornimmt und neu interpretiert. „Wenn ihr die Stücke nicht kennt, fragt die Älteren neben euch nach den Namen. Die kennen sie hoffentlich“, sagt Scofield in seiner ersten Ansage – und spielt dann „Mr. Tambourine Man“ von Bob Dylan in einer Zehn-Minuten-Version. Der eingängigen Melodie folgend verlassen Scofield und seine Mitmusiker (Bassist Vincente Archer, Pianist Jon Cowherd sowie Drummer Josh Dion) die schlichte Form des Originals und schälen nach und nach den Kern frei. Großes Staunen im Saal, als sie am Ende wieder zurück zur Ausgangsform finden.

Der bescheidene John Scofield

Weitere Stücke des Abends stammen unter anderem von The Grateful Dead oder Pharoah Sanders. Besonders ergreifend ist „Old Man“ von Neil Young. Scofields Sound und Feel sind hier schlicht ergreifend. Sein Spiel wühlt auf, macht wehmütig und überrascht mit jedem weiteren Takt. Seine Band begleitet ihn dabei mustergültig. Vor allem Schlagzeuger Dion erntet immer wieder Zwischenapplaus. Hyperkreativ wechselt er permanent von Besen zu Stick zu Schlägel und erweitert so den Klangraum immens.

John Scofield wird auch am Ende des Konzertes in der Elbphilharmonie nur ungern im Rampenlicht stehen. Er verneigt sich mehrfach, winkt ins Rund und kündigt ein Wiederkommen an. Dann sicher wieder mit komplett anderer Ausrichtung. Denn obwohl das hier ein perfekter Konzertabend war: John Scofield bleibt ein Suchender. Und bescheiden.

(Beitragsbild von Maxim Schulz)

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