Corine Pelluchon: Das Zeitalter des Lebendigen

Corine Pelluchon Das Zeitalter des Lebendigen Cover wbg Academics

Die französische Professorin Corine Pelluchon hält mit dem Buch „Das Zeitalter des Lebendigen“ ein Plädoyer für einen neues Humanismus

Moralphilosophie, Politische Philosophie und angewandte Ethik: Prof. Dr. Corine Pelluchon lehrt an der Université Gustave Eiffel in Paris jene Themen, die nicht erst seit Ausbruch des Krieges wieder eine große Rolle spielen. In Zeiten verstärktem Nationalismus, der voranschreitenden Umweltzerstörung, Gesundheitskrisen sowie wachsender sozialer Ungleichheit und Fake News stellt sich die Frage, welche Bedeutung die Aufklärung für unsere Gesellschaft noch hat.

Die Gegenaufklärung

Corine Pelluchon Das Zeitalter des Lebendigen Cover wbg Academics

Folgt man der Argumentation von Pelluchon in diesem Buch, muss man sagen: keine. Sie sieht die Aufklärung gescheitert bzw. als nicht abgeschlossen an. Der Gegenaufklärung, die zum Ziel hat, eine hierarchische oder theokratische Gesellschaft zu produzieren, setzt sie den Entwurf einer neuen Aufklärung entgegen, die den Zusammenbruch unserer Zivilisation verhindern soll. Ihr Ziel besteht in einer demokratischen und ökologischen Gesellschaft, in der „dauerhaft Frieden zwischen Menschen und zwischen den Staaten herrscht“, in der es keine Herrschaft über andere Menschen und keine Herrschaft über die Natur gibt.

Unsere Abhängigkeit von der Natur

Dafür wendet sie sich vom Dualismus von Mensch und Natur ab und erkennt unsere Abhängigkeit von der Natur und den anderen Lebewesen an. Ihr Plädoyer für einen neuen Humanismus verknüpft Aufklärung also mit den ökologischen Herausforderungen und der Berücksichtigung der Tierinteressen. Ein zentraler Satz befindet sich am Ende des zweiten Kapitels: „So, wie die sozialen Rechte es Individuen ermöglichen, ihre Bürgerrechte wahrzunehmen und ihre Freiheiten zu genießen, sind das Recht auf eine gesunde Umwelt und die Bewahrung von Gemeingütern, besonders von Luft und Wasser, sowie der Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen Möglichkeitsbedingungen der Menschenrechte.“

Corine Pelluchon auf dem Pfad der Hoffnung

Der Buchtitel „Das Zeitalter des Lebendigen“ nimmt genau auf diesen Gedanken Bezug. Pelluchon mag in ihren Ausführungen nicht hundertprozentig konsequent sein (so werfen ihr andere Rezensent:innen zum Beispiel vor, Pflanzen nicht berücksichtigt zu haben), ihr Entwurf aber ist ermutigend und schlüssig. Vor allem ist dieses Buch ein Wegweiser und eine Ermunterung zur Selbstaufklärung im Sinne gesamtgesellschaftlicher Verbesserung. Für Corine Pelluchon ist dieses Buch der nächste schlüssige Schritt auf dem Weg, den sie in ihren Vorgängern „Ethik der Wertschätzung: Tugenden für eine ungewisse Welt“ und „Wovon wir leben: Eine Philosophie der Ernährung und der Umwelt“ eingeschlagen hat. Es ist ein Pfad der Hoffnung. Das Buch beschließt sie mit einem Zitat von Heraklit: „Die Nacht ist nur für jene hereingebrochen, die sich in die Dunkelheit fallen lassen. Für die Lebenden ist die Sonne an jedem Tag neu.“

Corine Pelluchon: „Das Zeitalter des Lebendigen – Eine neue Philosophie der Aufklärung“, WBG Academic, übersetzt von Ulrike Bischoff, Hardcover, 320 Seiten, 50 Euro. (Beitragsbild: Buchcover)

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