Bill Fay – Still Some Light Pt. 2

Bill Fay Photo by Parri Thomas

Teil zwei der fantastischen Compilations-Reihe von Bill Fay. Diesmal mit intimen Homerecordings des wundersamen Genies

Mitte Januar erschien der erste Streich: Auf „Still Some Light Pt. 1“ waren überwiegend Albumdemos aus den 1970er Jahren versammelt. Diese gaben einen intimen und ungeschliffenen Blick auf jene Stücke, die zum Teil später auf den großartigen, jedoch viel zu wenig beachteten Alben „Bill Fay“ (1970) und „Time Of The Last Persecution“ (1971) landeten. Andere Songs hörte man zum ersten Mal und bekam so eine Ahnung von der Karriere, die Bill Fay fairerweise zugestanden hätte.

Der Labelchef David Tibet wird zum Fan

Bill Fay Still Some Light Pt 2 Cover Dead Oceans

Wäre, hätte, wenn – alles vergebliche Gedankenakrobatik. Bill Fay hatte lange zu knabbern an seiner Erfolglosigkeit und der Ignoranz des Publikums. Es dauerte satte 40 Jahre, bis er wieder neue Musik veröffentlichte. „Life Is People“ von 2012 wurde das ersehnte Comeback. Und diesmal waren auch Presse und Publikum voll des Lobes. Auf „Still Some Light Pt. 2“ bekommen wir Einblicke in diesen Weg zurück ins Rampenlicht. Das Album vereint Heimaufnahmen aus 2009, mit denen Fay sich allmählich an seinen Comeback herantastete.

Labelchef David Tibet, der diese raren Aufnahmen entdeckte und sich für eine Veröffentlichung stark machte, hatte selbst lange Zeit nichts von Fay gewusst, wurde dann aber direkt zum Fan: „It must have been around 2000 that I first heard of Bill Fay. The artist and polymath Jim O’Rourke asked me if I had ever heard of Bill Fay. Like almost everyone in the world, apart from rare-vinyl obsessives, I said I hadn’t. Jim then extolled Fay’s virtues in a long and fascinating pæan to him and his creations. I was already hooked on Bill’s genius after listening to Jim, and that was without having heard anything whatsoever that Bill had created.“

Fays überwältigende Hingabe

Die Schönheit dieser Homerecordings ist zum Teil überwältigend. Fay ist sicher kein meisterlicher Sänger, doch seine Hingabe ist überwältigend. Und seine Kompositionen sind beachtlich. Schon das Eröffnungsstück „My Eyes Open“ fesselt von der ersten Sekunde an. Fay singt zum Piano und wird von schmachtenden Streichern begleitet. Die meisten der insgesamt 25 Stücke sind mit dem Piano eingespielt. Aber es gibt auch ein paar Besonderheiten. Im brillanten „War Machine“ lässt sich Fay von einem Drumcomputer begleiten und schafft es dadurch, gleichzeitig kühl und unglaublich warm zu klingen. Besonders stark ist das geradezu bedrückende „Your Life Inside“ sowie das aufmunternde „Be At Peace With Yourself“. Und der famose Titelsong „Still Some Light“ zeigt, woher Nick Cave seine Ideen für „Ghosteen“ her hat.

Bill Fay bleibt ein Außenseiter

Bill Fay wird auch nach Veröffentlichung dieser beiden Compilations eher ein Außenseiter bleiben. Für die große Bühne ist er zu eigenwillig, zu tiefgründig und zu verschlossen. Doch unter Verehrern wird sein Stellenwert mit „Still Some Light Pt. 2“ weiter steigen. Bill Fays Musik trägt eine zärtliche Einsamkeit in sich, einen seltsamen Trost, der so aufrichtig daher kommt wie die stille Umarmung eines guten Freundes. Es ist Musik, an der man sich aufbauen kann. Weil sie so ungefiltert und echt ist und vom Leben erzählt, nicht von der Hoffnung auf Erfolg. Damit ist Fay durch.

„Still Some Light Pt. 2“ von Bill Fay erscheint am 06.05.2022 bei Dead Oceans / Cargo Records. (Beitragsbild von Parri Thomas)

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