Andreas Dorau: Ich bin der Eine von uns Beiden

Andreas Dorau Ich bin der Eine von uns Beiden Cover Tapete Records

Die Schrulligkeit als Motor zur Großtat: „Ich bin der Eine von uns Beiden“ von Andreas Dorau in einer Neu-Auflage bei Tapete Records

Andreas Dorau ist schon ein Kuriosum. Seit mehr als vier Jahrzehnten veröffentlicht der scheinbar alterslose Pfarrerssohn Musik, die von den meisten Hörer:innen voreilig in die Absurditätenkiste sortiert wird. Dabei sind es die ihn lobpreisenden Pop-Connaisseure, die recht haben: Dorau ist ein musikalischer Eigenbrötler mit innovativer Gestaltungskraft. Ein Pop-Meister, dessen zwölf Alben bei aller Eingängigkeit vor allem eines eint: die konsequente Orientierung am eigenen Maßstab.

Die Verwirrungstaktik des Andreas Dorau

Andreas Dorau Ich bin der Eine von uns Beiden Cover Tapete Records

Aber warum so theoretisch? Sein siebtes Album, ursprünglich 2005 veröffentlicht, hieß „Ich bin der Eine von uns Beiden“. Die Idee damals: Die Trennung von Andreas (dem Songschreiber) und Dorau (dem Clubmensch). Schon wieder so ein Absurditäten-Ablenkungsmanöver. Aber nicht verwirren lassen: Das Album wird in diesen Tagen erneut veröffentlicht – und das Wiederhören ist eine Freude. Die zwölf Stücke zeigen alles, was Dorau ausmacht. Pop, House, Disco, Kraut: Dorau bastelt sich fleißig zusammen, was nicht zusammen gehört und bekommt Unterstützung von Wolfgang Müller, Justus Köhncke, Carsten „Erobique“ Meyer und Paul Kominek.

Und er landet dabei so manchen Treffer. „Du bist nicht wie die anderen“ zum Beispiel ist ganz großer Songwriter-Pop. Arrangement, Akkordstruktur, Dynamik: Alles sitzt derart gut, dass man sich nur wundern kann, warum das hier kein großer Hit ist. Auch das zusammen mit Sven Regener geschriebene „Kein Liebeslied“ hätte eine größere Bühne verdient und ist genau das, was es versprichst: ein Song über Themen, die in Liedern nie erwähnt werden.

Eine gemischte Tüte großer Gefühle

Besonders gut sind auch das erstaunlich frisch gebliebene „Hinterhaus“ mit treibendem Disco-Bass, das lässige „Die Besondere“ und das krautige „Zwei Hände im Sand“, das ganz ohne Text auskommt. „Ich bin der Eine von uns Beiden“ ist eine gemischte Tüte großer Gefühle und irgendwie ein rührendes Album. Es wird sinniert, lamentiert, gewitzelt und getanzt. Die Schrulligkeit wird hier Motor zu so mancher Großtat. Das Wiederentdecken lohnt sich.

„Ich bin der Eine von uns Beiden“ von Andreas Dorau erscheint am 03.06.2022 bei Tapete Records. (Beitragsbild: Albumcover)

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