Ambrose Akinmusire Quartet live in Hamburg 2021

Ambrose Akinmusire credit Ogata

Trompeten-Wunderkind Ambrose Akinmusire fesselt sein Publikum beim Konzert am 15.11.2021 in der Hamburger Elbphilharmonie

Fast schüchtern wirkt er, als er um 20:35 Uhr die Bühne betritt und dem Publikum noch vor dem ersten Ton seine Band vorstellt. Dabei ist Ambrose Akinmusire, 39 Jahre altes Trompeten-Wunderkind mit zahlreichen Auszeichnungen, ein Dauergast auf den Bühnen dieser Welt. Vielleicht liegt es ja an der längeren Zwangspause der letzten anderthalb Jahre. Er sei jedenfalls froh, dass er nun wieder Konzerte spielen können und jedem im Saal dankbar für seinen Beitrag dazu.

Der Leader Ambrose Akinmusire

Dann aber legt er alle Zurückhaltung ab. Vom ersten Ton an ist er der Leader und Blickfang. Akinmusire wringt seine Trompete und entlockt ihr dabei Töne, die er genüsslich dehnt, zieht und verformt. Mal still und zärtlich wie in „Interlude“, dem Roy Hargrove-Tribut „Roy“ oder „Rising Grace“. Meist aber blitzschnell und rücksichtlos wie in „Tide of Hyacinth“ oder „Moon“. Getragen wird er dabei von einer Band, die nicht für Gefälligkeiten bekannt ist. Micah Thomas am Piano bekommt gerade bei den schnelleren Stücken viel Raum für Soli und zeigt dabei eine kreative Kraft, die einfach nur mitreißend ist. Bassist Harish Ragashvan trägt während der gesamten 90 Minuten eine medizinische Maske und hält die Band zusammen, weil auch Drummer Kweku Sumbry immer wieder offensiv soliert. Gerade erst ist es, der den Lautstärkeregler mit seiner Kraft deutlich nach oben schiebt.

Sinnlich und abstrakt

Mal spielt das Quartett sinnlich, dann wandert es ins Abstrakte. In vielen Momenten erinnert das an die Werke des Art Ensemble of Chicago. Jedes Instrument wird umfunktioniert. Das Mundstück der Trompete wird in der Öffnung zum Perkussionsinstrument, die Felle der Drums werden so gespannt, dass sie Melodien von sich geben. Die Spiel mit der Dynamik spielt eine entscheidende Rolle.

Das Publikum im ausverkauften Saal der Elbphilharmonie schaut gefesselt zu und braucht nach den meisten Stücken einige Bruchteile von Sekunden, ehe es zu Applaus in der Lage ist. Am Ende, nach einer kraftvollen Zugabe, dann Standing Ovation. Und ein glücklicher Akinmusire, der schüchtern die Bühne verlässt.

(Beitragsbild-Credit: Ogata)

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