Paul Auster: Bloodbath Nation

Paul Auster Bloodbath Nation Cover Rowohlt Verlag

Eine bissige und scharfe Abrechnung mit dem Schusswaffengebrauch der Amerikaner und seinen Folgen von Paul Auster

von Sebastian Meißner

Immer wieder hat Paul Auster sich in Essay-Form mit gesellschaftlichen und politischen Themen auseinandergesetzt – etwa in „Die Kunst des Hungerns“ oder „Mit Fremden sprechen“. Auch „Bloodbath Nation“ ist ein solcher politischer Essay. Auster, inzwischen 77 Jahre alt und offenbar schwer erkrankt, rechnet mit scharfem Verstand und in schnörkellosen Formulierungen mit dem Schusswaffengebrauch in den USA ab.

Alarmierende Fakten und autobiografische Erinnerungen

Paul Auster Bloodbath Nation Cover Rowohlt Verlag

Dafür kombiniert er alarmierende Fakten (etwa, dass sich Schätzungen zufolge aktuell ca. 393 Millionen Schusswaffen in Besitz amerikanischer Staatsbürger gibt – also mehr als eine Waffe pro Mann, Frau und Kind im Land oder dass es jeden einzelnen Tag in den USA mehr als 100 Amerikaner:innen gibt, die Kugeln zum Opfer fallen) mit subjektiven autobiografischen Erinnerungen (etwa die an seine ersten Ferienlager, in denen Kleinkinder ganz selbstverständlich den Umgang mit Waffen lernten); historisches Wissen mit Zukunftsprognosen. Ergänzt werden die Texte von Auster durch Fotos von Spencer Ostrander zahlreicher verwaister Attentatsorte. Die Abwesenheit für Anzeichen menschlichen Lebens geben diesen Fotos eine mahnende Wirkung.

Der klare und polemische Paul Auster

Der Verdienst dieses Textes ist nicht allein die (erneute) Bewusstmachung der dramatischen Folgen des Schusswaffengebrauchs in den USA, sondern vor allem seine gründliche Demontage der befürwortenden Argumente. Auster erklärt, warum die Waffe in der Hand des freien Bürgers in direkter Linie aus der Gewalt der Sklavenhaltergesellschaft hervorgegangen ist und dass der Streit ums Waffentragen direkt ins Zentrum der aktuellen Auseinandersetzungen um die Gestaltung des amerikanischen Gesellschaftssystems ist. Austers Überlegungen sind klar und polemisch gleichzeitig. Sie rütteln wach und verlangen auch vom Leser eine Stellungnahme. Und auch, wenn das Thema in Deutschland so zum Glück nicht akut ist, ist eine Kenntnis der Ursachen und Folgen auch hierzulande wichtig. Lesenswert.

Paul Auster: „Bloodbath Nation“, Rowohlt Verlag, übersetzt von Werner Schmitz, Hardcover, 192 Seiten, 978-3-498-00323-4, 26 Euro (Beitragsbild: Buchcover).

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