Mono live im Colos-Saal, Aschaffenburg 2023

Mono live Aschaffenburg 2023 Colos-Saal by Michael Thieme Sounds & Books

Die japanischen Post-Rocker Mono begeistern mit ihren Gästen im Aschaffenburger Colos-Saal

Text und Fotos von Michael Thieme

Für Mono ist es der erste Auftritt im Colos-Saal, für den special guest Gggolddd bereits der zweite. Als die Niederländer im Januar 2020 dort erstmals als Headliner gastierten, schrieben sie sich allerdings noch „Gold“ und die Publikumsresonanz ließ noch schwer zu wünschen übrig (Bericht dazu hier: https://www.rockstage-riot-rheinmain.de/gold.html). Mit der neuen Schreibweise googelt es sich leichter, die Namensänderung trägt darüber hinaus dem Umstand Rechnung, dass sich die Formation in höchstem Maße weiter entwickelt hat. Gestartet als Hardrock-Kapelle mit Retrotouch, mutierte die Band um deren Mittelpunkt

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Thomas Sciarone und Gattin Milena Eva zu einem Act, der zunehmend elektronische Sounds offeriert um den lyrischen Seelenstriptease der Vokalistin zu untermalen.

Gggolddd in Bestform

Feministische Inhalte eroberten das Songwriting mehr und mehr, bis die Pandemie auch die Niederländer zur Einkehr zwang und Milena Eva sich das Trauma einer durchlittenen Vergewaltigung von der Seele schrieb. Das Resultat: Eine bewegende Performance bei der Online-Version des Roadburn-Festivals 2021 mit dem Titel „This shame should not be mine“, welche in das gleichnamige Studioalbum mündete. Beim Auftritt im Colos-Saal dominierten Stücke dieses Albums, welches in reduzierter Besetzung dargebracht wurde (Gggolddd bestanden dieses Mal nur aus vier Musizierenden, das sind zwei Menschen weniger als auf ihrer Tour mit Amenra). Gitarrenarmee war früher, Jaka Bolič drosch nur noch auf die Synthie-Drums statt auf Stahlsaiten – was auch den Drummer überflüssig machte. In knapp 45 Minuten präsentierten sich Gggoldd einmal mehr in Bestform, den Abschluss zelebrierte das Paar Eva/Sciarone sogar nur noch zu zweit nach einer bewegenden Ansprache von Milena Eva.

Ein lauter wie fordernder Opener

Vor und nach dieser Performance war es weit heftiger und lauter. Der Opener Nordic Giants, der bereits um 19.15 startete, war kaum zu erspähen auf der mit Equipment für drei Bands vollgestopften Bühne, die außerdem noch zwei Bildschirme offenbarte für die Performance des Duos aus England. Maskierungen sowie heftiges Gegenlicht ließen keinen Zweifel an der Tatsache, dass die dargebrachten Inhalte als weit wichtiger erachtet werden als die Akteure, die unter den Pseudonymen Rôka und Loki fungieren. Endzeit-Grusel wie Teile des Films „Last Breath“ flackerten über die Leinwände, zu denen das Duo mit Piano, Trompete, Gesang (links) sowie Drums und Bass (rechts) den Soundtrack performte. Eine halbstündige Multimediaperformance, die man erstmal sacken lassen musste und die zur weiteren Beschäftigung einlud. Faszinierender Start.

Eskalation auf sowie vor der Bühne bei Mono

Im Gegensatz zu dem offerierten Content der Gäste mutet der Postrock der japanischen Institution mit dem Drummer aus Louisville, Kentucky dagegen sehr eskapistisch an. Auf Worte wird hier meist komplett verzichtet, die Bandbreite menschlicher Empfindungen findet trotzdem seinen Ausdruck in dem extrem dynamischen Sound des Quartetts. „Riptide“ vom 2021er Album „Pilgrimage Of the Soul“ als Starter ließ dahingehend bereits keine Wünsche offen, das Album wurde darüber hinaus mit zwei weiteren Performances bedacht.

Selbst, wenn man weiß was auf einen zukommt (die Setlist wurde anscheinend im Verlauf der Tour kein Stück verändert), ist ein Mono-Konzert jedes Mal eine bewusstseinserweiternde Erfahrung, gleichermaßen für den In-sich-gekehrten Zuschauer in der Mitte der ersten Reihe wie auch für die mehr und mehr eskalierenden Besucher:innen im Saal, die trotz akzeptabler Saalfüllung genug Platz hatten um die erlebten Klänge tanzend oder headbangend zu untermalen. 90 Minuten gelebte Katharsis. Monos Einstand in Aschaffenburg war einer nach Maß, die Auswahl der Gäste machten diesen Konzertabend zu einem rundum fulminanten.

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