Matthieu Bordenave: The Blue Land

Matthieu Bordenave Quartet credit Adrian Schaetz ECM Records

Auch auf ihrem neuen Album musizieren Matthieu Bordenave und seine Begleiter mit ganz feiner Klinge. In ihrer Gemächlichkeit entwickelt diese Musik eine beachtliche Tiefe

Auf dem Vorgänger-Album „La Traversée“ von 2020, seinem ECM-Debut als Bandleader, ging es Matthieu Bordenave überwiegend ruhig und meditativ an. Mit seinem weichen Klang spielte der Saxofonist introvertiert-subtile Melodiefiguren und ließ vor allem viel Lücke für eigene Gedanken. Begleitet haben ihn damals der Schweizer Bassist Patrice Moret und der deutsche Pianist Florian Weber. Beide sind auch auf dem Nachfolger „The Blue Land“ wieder mit von der Partie. Sie werden diesmal jedoch ergänzt durch Schlagzeuger James Maddren.

Veränderter Erzählfluss

Matthieu Bordenave The Blue Land Cover ECM Records

Die Dynamik ist dadurch

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spürbar eine andere. Maddren, der bemerkenswert sensibel und emphatisch spielt, erweitert das Klangspektrum vor allem in die Tiefe. Bordenaves assoziative Töne werden durch Maddren akzentuiert und priorisiert. So verändert sich zwar der Erzählfluss, nicht aber der Charakter der Musik. Bordenave versucht, „eine Melodie mit sehr kleinen Elementen, kleinen Phrasen und im Grunde ohne Form zu komponieren. Stattdessen soll die Aneinanderreihung winziger melodischer Fragmente auf natürliche Weise – quasi autonom – eine fließende Struktur mit selbst auferlegter innerer Dynamik schaffen“.

Matthieu Bordenave zwischen Kammerjazz und Post-Swing

Insgesamt neun Stücke sind auf dem Album vertreten, darunter acht Originale aus der Feder von Matthieu Bordenave sowie das John Coltrane-Cover „Compassion“, das im Original 1966 auf „Meditation“ erschien und dort ein quirliges Stream-of-consciousness-Monster ist. In der Hand des Bordenave-Quartetts wird es zu einem konzentrierten und deutlich stärker fokussierten Gemälde. Das übliche Material dagegen bewegt sich zwischen Kammerjazz und Post-Swing. Bordenave, der sowohl auf dem Tenor als auch auf dem Sopran zu hören ist, bleibt dabei der bescheiden-zurückhaltende Richtungsgeber, während seine Begleiter behutsam folgen. Es ist gemächliche Musik, die vom Hörer volle Aufmerksamkeit fordert. Ihn dann aber reich mit Tiefgang und hoher Sensibilität belohnt.

„The Blue Land“ von Matthieu Bordenave erscheint am 26.01.2024 bei ECM Records. (Beitragsbild von Adrian Schaetz)

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