Die Zimmermänner live in Hamburg 2023

Die Zimmermänner live Hamburg 2023 Knust by Gérard Otremba Sounds & Books

Die große Sause beim Heimspiel im Hamburger Knust: Die Zimmermänner spielen Skafighter und sich selbst

Text und Fotos von Gérard Otremba

Im Interview mit dem Kaput-Magazin ließ Timo Blunck verlauten, Die Zimmermänner seien wie Urlaub. Und so fühlt sich der Auftritt am 16.06.2023 im Hamburger Knust auch irgendwie für alle an. Ein relaxter Abend mit einer gut 80 minütigen Reise in die Vergangenheit, überdies offensichtlich ein Klassentreffen der Hamburger Abi-Jahrgänge 1980/81 und allen, die damals schon den Übergang von den Skafightern zu den Zimmermännern erlebten. Im Prinzip ist das alles ja eine mittelgroße Indie-Sensation. Dass die Zimmermänner jetzt Skafighter spielen.

Die Skafighter-Phase in der Schulzeit

Skafighter war der Name ihrer ersten Band, damals Ende der 70er-Jahre in ihrer Hamburger

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Schulzeit, als sie Zick-Zack-Labelbesitzer Alfred Hilsberg entdeckte und sie zunächst als Ede & Die Zimmermänner und fortan als Die Zimmermänner Platten veröffentlichten. Allerdings auch nur bis zur 1985 erfolgten Auflösung (Albumveröffentlichungen betreffend). Erst 2007 und 2014 folgten zwei weitere Zimmermänner-Alben, und nun besann man sich der ganz frühen Jahre und kramte alte Erinnerungen und Songs hervor, denn die Skafighter-Phase ward so nie auf Vinyl gepresst, wie auf der im Mai bei Tapete Records veröffentlichten Scheibe „Die Zimmermänner spielen Skafighter“.

Die Zimmermänner, das sind erwähnter Timo Blunck an Gesang, Gitarre und Keyboard, Detlef Diederichsen an Gesang und Gitarre und Christian Kellersmann an Saxophon und Flöte  (alle aus der Ursprungsbesetzung), die live von Frank Schmiechen an Gitarre und Keyboard, Falko Harriehausen am Bass sowie Vincent Golly am Schlagzeug und Sängerin Franziska Herrmann (manchen auch als „Charlie Keller“ bekannt) begleitet werden.

Die Zimmermänner und die Songs mit Namen im Titel

Blunck blüht auf der Bühne als eher extrovertierter Künstler und geschmeidiger Tänzer auf, Diederichsen gibt sich gelassen und Kellersmann, nun „he plays so beautiful“ Saxophon wie Timo Blunck in seiner Ansage treffend bemerkt. Frank Schmiechen, früher Fan der Band, bringt offensichtlich nichts aus der Ruhe und Harriehausen und Golly sorgen für „jugendlichen“ Schwung in der Rhythmusmaschine. Schwungvoll geht es dann auch sofort los mit „Raumpatrouille“, bevor mit dem Song über den Junkie „Eberhard Karolczak“ das erste Namenslied in die Setlist der Zimmermänner einfließt – und Songs mit Namen im Titel hat die Band einige zu bieten, wie das anschließende, von uns zum Song des gekürte „Lieselotte“. Die Zimmermänner sind gut drauf in der wohligen Heimspielatmosphäre im vernünftig gefüllten Knust (man wünscht einer solchen Band einfach immer etwas mehr Zulauf), Blunck und Diederichsen harmonieren als Frontmänner, sind immer für ein paar Scherze gut und führen souverän durchs Programm.

Hitpotential

„Skafighter wollen fliegen“ heißt es im von Franziska Herrmann gesungenen, eher chansonesken „Skafighter“. Und so fliegen sie, die Skafighter, aka Die Zimmermänner, von Diederichsen als „Vorgruppe und Hauptact in einer Band“ postuliert. Spielen dabei Ska und Reggae, mal für die flotte Sohle, mal als lässige „Schubidu“-Variante. In „Ich heiße Timo“ wechseln sie die Rollen, die Songwriter, denn Detlef singt und nicht Timo. Und mal ehrlich, ein Song wie, das fetzige „Blues ist, wenn es regnet“ hat doch Hitpotential hoch zehn. Aber so hoch fliegen die Zimmermänner dann leider auch wieder nicht. Bescheren ihren Fans aber einen mehr als vergnüglichen Abend. Und feiern mit den Bandklassikern „Eva, Jürgen und Max“ und „So froh“ (samt very special guest Volker Ahmels am Keyboard) die beiden Zugaben mächtig ab. Sie sind schon die coolste von allen coolen deutschen Indie-Bands, Die Zimmermänner.

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