Das zweite Album der Hamburgerin Kuoko erscheint am kommenden Freitag und zeigt deutlich, dass man sich niemals in seine Visionen hereinreden lassen sollte
von Michael Thieme
Mach einfach. Das scheint sich Kuoko immer und immer wieder selber gesagt zu haben, bevor sie 2021 ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlichte. Alles, was dazu nötig war, brachte sie sich selber bei – das Schreiben wie Arrangieren der Stücke sowie diese zu instrumentalisieren und zu produzieren. Weil die Songs darauf so catchy wie ausdrucksstark waren, konnte man gut damit angeben – was der sonst nicht so respektvoll mit Künstler.Innen agierende Konzern Spotify tat, als dieser dazu eine riesige Video-Werbung am New Yorker Times Square platzierte. Aufmerksamkeit bekam Kuoko danach nicht wenig, lesenswerte Interviews mit ihr kann man zum Beispiel Femtestics oder der Taz zu finden.
„Troubleshooter“ Kuoko klärt
Die Fortsetzung dieses Achtungserfolges hat das Zeug dazu, noch mehr Huldigung zu provozieren. Ihr smoother, elektronischer Pop zwischen R&B, House und Drum’n’Bass frisst sich rasend schnell ins Gemüt, ihre Gedanken zu Empowerment und Verantwortung laden zur Beschäftigung damit ein. Der Sound der Synthies wirkt dabei extrem reich, jedoch nie überladen. Wie eine intimes Zusammentreffen von Faithless und den späten Anathema wirkt zum Beispiel „All I Want“, während „Loser“ an Park Hye Jins (박혜진) großartiges „Before I Die“ erinnert. „This Is Fine“ präsentiert noch eine Dosis Hip Hop mit dem Feature-Gast Lila Sovia und stellt einen weiteren Höhepunkt dar auf diesem an solchen nicht armen Zweitling. Ein stimmiges, überzeugendes sowie schlicht hinreißendes Werk, das Lust macht auf die Live-Umsetzung, die mit einer dafür entwickelten Tanz-Performance einen weiteren kreativen Baustein Kuokos zeigen wird. Sie macht’s einfach. Gut so. (2.12. Hamburg, 6.12. Berlin, 13.12. Mainz, 14.12. Köln)
„Troubleshooter“ von Kuoko erscheint am 01.12.2023 bei Kabul Fire Records. (Beitragsbild von Julia Gaes)
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