Björk: Fossora – Albumreview

Björk by Vidar Logi

Mit „Fossora“ bietet Björk wieder ein gewohnt ambitioniertes, mit etlichen Ideen angereichertes Album an

Über Björks Musik zu schreiben ist auch deshalb so schwierig, weil sie sich mindestens seit „Medúlla“ von 2004 ins Außerbegriffliche bewegt hat. Die Folgealben „Volta“ (2007), „Biophilia“ (2011) „Vulnicura“ (2015) und das von uns an dieser Stelle rezensierte „Utopia“ 2017 waren mit gängigem Vokabular nicht mehr zu fassen. Die inzwischen 56-Jährige folgte konsequent ihrer künstlerischen Vision und betrat dabei musikalisches Brachland. Und während Insider ihr zu folgen versuchten oder gar vermochten, stieg der erhebliche Großteil aus und begnügte sich mit dem zugänglicheren Frühwerk.

Björk wieder weniger sperrig

Björk Fossora Cover One Little Independent

„Fossora“ eine Annäherung an gängige Hörgewohnheiten zu nennen, wäre vermessen. Und doch ist das neue Album der Isländerin weniger sperrig und verschlossen als die letzten Veröffentlichungen. Klar: Tracks, die nur mit einem sechsköpfigen Klarinettensatz und synthetischem Reggaeton-Rhythmus (man höre die Vorabsingle „Atopos“) arbeiten, sind genauso herausfordernd wie solche, die nur Bass und Chor einsetzen („Sorrowful Soil“). Und dennoch hat das neue Material eine atmosphärisch niedrigere Kontaktschwelle.

Album-Highlights

Das über sieben Minuten lange „Ancestress“ zum Beispiel stellt die eingängige Melodie in den Vordergrund. „My Ancestress’s clock is ticking, her once vibrant rebellion is fading/I am her hopekeeper, I make sure hope is there all times“ singt Björk über spärliche Beats und süße Streicher. Das nur wenige Sekunden kürzere „Victimhood“ zündet auch ohne Anlauf, ist aber wesentlich düsterer und bedrohlicher. Geradezu zutraulich ist „Freefall“ – ein bittersüßes Liebeslied, bei dem Björns Gesang nur von einem Streicherquintett begleitet wird. Ab der Mitte des Songs wechseln Tempo und Stimmung.

Insgesamt ist „Fossora“ ein gewohnt ambitioniertes, mit etlichen Ideen angereichertes Album. Björk ist noch immer weit da draußen und läuft allen davon. Sie hat sich mit dieser Platte aber offenbar mal wieder umgedreht und nachgeschaut, wo wir denn alle bleiben.

„Fossora“ von Björk erscheint am 30.09.2022 bei One Little Independent, Bertus. (Beitragsbild von Vidar Logi)

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