Jake Brown: Rick Rubin – Genie im Studio

Jake Brown Rick Rubin Buchcover Reclam Verlag

Ein äußerst unterhaltsames Buch über Rick Rubin, den „besten Produzenten aller Genres“, mit vielen Backstage-Anekdoten

Das Times Magazine zählt ihn zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Rick Rubin hat unzählige der erfolgreichsten Musik-Alben der letzten 40 Jahre produziert. Er hat den Sound und die musikalische Entwicklung von Acts wie unter anderem Run DMC, Beastie Boys, Red Hot Chili Peppers, Johnny Cash, Adele, Tom Petty, AC/DC, Metallica, Neil Diamond, Mick Jagger oder Linkin Park geprägt. Sein Ansatz: die Musik so pur und unverfälscht wie möglich einfangen. Bei den von Rubin produzierten Platten gibt es keinen Pomp oder Glitter. Und deshalb kommt man auf diesen Aufnahmen den Künstler:innen so nah wie sonst nirgendwo. Oft war genau das in der Zusammenarbeit das Problem.

Bands, die zuvor Platten mit vielen Effekten und produktionstechnischen Gimmicks aufgenommen hatten, fühlten sich von Rubin zunächst missverstanden. The Cult zum Beispiel brauchten etwas, um „Electric“ so einzuspielen, wie es von Rubin gedacht war: als knochentrockene Hardrockplatte im Stile von AC/DC. Auch Donovan wehrte sich anfänglich gegen die geplante Kargheit. Am Ende aber überzeugten die Ergebnisse alle.

Rubins Intuition

Jake Brown Rick Rubin Buchcover Reclam Verlag

Die unglaubliche Karriere des Rick Rubin begründet sich vor allem auf seine Intuition. Natürlich kann er technisch umsetzen, was er umsetzen möchte. Alle anderen Entscheidungen aber kommen aus dem Bauch. Welche Songs Johnny Cash für seine American Recordings-Reihe covern, dass Fleas statt auf dem Bass auf einer Akustikgitarre komponieren, dass Rivers Cuomo sich an Elton John orientieren soll zum Beispiel. In „Rick Rubin – Genie im Studio“ versammelt Autor Jake Brown zahlreiche Erinnerungen von Musiker:innen und von Rubin selbst, die tolle Einblicke in die Arbeitsweise und Soundvision Rubins geben. Dabei zeigt sich: Rubin produziert aus einer künstlerischen Perspektive heraus und er entwickelt die Musiker:innen weiter, in dem er sie vor neue Aufgaben stellt bzw. ihre Arbeitsweise modifiziert.

„Rick ist wirklich ein kluger Kopf. Er hat diesen klaren Blicke auf die Dinge, ist nicht voreingenommen“, erzählt Flea an einer Stelle. „Wir haben uns alles zu Herzen genommen, was Rick sagte. Wir haben großen Respekt vor ihm“, sagte Bennington von Linkin Park an einer anderen Stelle. Und Johnny Cash: „Die Arbeit mit Rick war für mich eine erfreuliche Zeit des künstlerischen Wachstums.“

Das Mysterium Rick Rubin

Dem Genie von Rubin kommt man in diesen Buch ganz nahe. Und es schärft das Ohr für so manche Lieblingsplatte im Schrank. Das Mysterium um die Figur Rubin bleibt aber auch nach der Lektüre bestehen. Was genau der Autodidakt da eigentlich tut, wenn er den Großen des Musikgeschäfts die paar Extraprozentpunkte entlockt und wie er Entscheidungen trifft, bleibt intuitiv. Oder eben genial.

Jake Brown: Rick Rubin – Genie im Studio“, Reclam Verlag, übersetzt von Holger Hanowell, broschiert, 428 Seiten, 978-3-15-011449-0, 16 Euro. (Buchcover)

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