Marco Schmedtje: Marzipan – Albumreview

Marco Schmedtje Credit Sven Sindt

Auf seinem dritten Album „Marzipan“ gibt sich der Hamburger Musiker Marco Schmedtje dem stilvollen Songwriter-Pop hin

Obwohl er als Allround-Musiker, Komponist, Arrangeur und Produzent, ob an Theatern zwischen Hamburg und Wien, in Studios an den Reglern oder seit nunmehr 20 Jahren als ständiger Side-Kick von Selig-Sänger Jan Plewka, immer und ständig viel zu tun hat, wird Marco Schmedtje noch immer, zumal als Songwriter,  zu selten in den Fokus gerückt. Mit Plewka verbindet ihn die Zusammenarbeit in der Rockband Zinoba, die Liederzyklen zu Simon & Garfunkel und Rio Reiser/Ton Steine Scherben sowie das als Duo reduzierte Programm „Between The Bars“. Viel Zeit für eigene Alben blieb in diesem ausgefüllten Musikerleben nicht, lediglich die beiden Platten „Schöne Geister“ (2013) und „18“ (2020) stehen für ihn zu Buche.

Die Kunst des edlen Songwriter-Pop

Marco Schmedtje Marzipan Cover

Mit dem nun nur ein Jahr nach seinem Vorgänger erscheinenden „Marzipan“ scheint der Hamburger Songwriter seine Schlagzahl an Solo-Veröffentlichungen massiv erhöhen zu wollen. Ein gute Idee, wenn er weiterhin so wunderbare Songs schreibt wie auf „Marzipan“. Die zehn Lieder hat Marco Schmedtje wieder gemeinsam mit Lars Ehrhardt produziert, der bereits bei „18“ die Hände an den Reglern hielt. Schmedtje versteht sich auf „Marzipan“ in der Kunst des edlen Songwriter-Pop mit perfekt und liebevoll arrangierten Kompositionen. Balladesk, klavierbetont und schwer melancholisch erklingt dabei „Warten auf Dich“, während „Für Elise“ zwar titelgebend auf Beethoven verweist, aber im Indie-Pop-Rock von Blumfeld wildert.

Marco Schmedtje auf den Spuren von Michael Girke

Und wo Jochen Distelmeyer auftaucht, ist Michael Girke (Jetzt!) nicht weit. Dessen Einfluss im eleganten, und von Sounds & Books bereits zum Song des Tages gekürten „Schmetterlinge“ kann man kaum verleugnen. Auch Paul Simon, um mal einen internationalen Quervergleich anzustellen, und Niels Frevert bieten sich als Reverenz für das Songwriting Schmedtjes an. Das changiert im Titeltrack zwischen Singer-Songwriter-Folk und geschmeidiger Grandezza und erlaubt sich im Opener „Meine Hand“ auch einen betörenden Up-Beat. Schmedtje ist ein poetischer Romantiker und schreibt immerfort zitierfähige Texte wie im jazz-artig wirbelnden „Halt mich aus“ („Ich führe die dunklen Gedanken für Dich hinters Licht“). Wer stilvoller Musik nicht abgeneigt ist, der sollte „Marzipan“ von Marco Schmedtje hören.

„Marzipan“ von Marco Schmedtje erscheint am 05.11.2021 in eigenen Label / The Orchard. (Beitragsbild von Sven Sindt)

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