Garry Disher: Barrier Highway – Kriminalroman

Garry Disher credit Lucy Healey

Im dritten Band der Paul-Hirschhausen-Reihe bleibt sich der australische Krimi-Meister Garry Disher in seiner Kunst treu

Der Alltag wird zur Routine für Constable Paul Hirschhausen, auch im Winter. Auf seinen Patrouillenfahrten durch das zwischen Adelaide und Port Pirie gelegene australische Hinterland, wohin „Hirsch“, wie der Constable auch genannt wird, nach Aussagen gegen vermeintlich korrupte Kollegen versetzt worden ist, gerät der Polizist stets in die Rolle des Vermittlers. „Die meiste Zeit schien er als Beichtvater, Therapeut, Sozialarbeite, Ausputzer und Mittelsmann zu verbringen. Was hätte er nicht für ein ganz normales Verbrechen und eine ganz normale Verhaftung gegeben.“ Mit so ganz normalen Verbrechen bekommt es Paul Hirschhausen in seinem nach „Bitter Wash Road“ und „Hope Hill Drive“ dritten Fall indes auch nicht wirklich zu tun. Fast am Ende des Romans „verbrachte Hirsch den Mittwochvormittag auf dem Review in Tiverton und machte sich an den Papierkram, eine willkommene Abwechslung nach all dem Wahnsinn.“

Ein gestalkter Paul Hirschhausen

Garry Disher Barrier Highway Cover Unionsverlag

Der Wahnsinn ist jedoch zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorbei, eine spektakuläre Zugabe erhält der leidgeprüfte Constable Hirschhausen noch. Scheinbar harmlos mit einem Wäschedieb, der bevorzugt Schlüpfer älterer Damen stiehlt, beginnt der sukzessive ins Rollen kommende neue Fall. Ein böse von seiner Stiefmutter vernachlässigtes Kind, der in der Schule ausrastende und besorgte Vater Leon Ayliffe sowie der offensichtlich vielen Menschen Geld schuldende Viehhändler Adrian Quinlan sind die weiteren ins Spiel kommenden Fixpunkte für Hirschhausens Arbeit. Vor einer Befragung flüchtet Leon Ayliffe mit seinem Sohn, der kurz zuvor noch Hirschhausens Vorgesetzte, Sergeant Brandl, krankenhausreif verletzt und versetzt das Umland in Schrecken. Bald gibt es den ersten Todesfall zu untersuchen uns Hirschhausen muss in Vertretung Brandls zwei Reviere koordinieren sowie sich mit auswärtigen Kollegen arrangieren. Und zu allem Überfluss wird er auch noch gestalkt und die Tochter seiner Freundin verschwindet plötzlich.

Garry Disher und die australische Provinz

Einmal mehr erzählt Garry Disher seinen Plot sachlich und schnörkellos. Stilistisch das richtige Mittel, um die eher wortkargen Protagonisten in der australischen Provinz in Szene zu setzen. Es sind wütende und egoistische, gutgläubige und freundliche, ausgenutzte und einsame Menschen, die Garry Disher in den Fokus stellt. Und einen Constable, dessen Humor die meisten Personen nicht verstehen und der nach gut eineinhalb Jahren noch immer den richtigen Zugang zu seiner neuen Umgebung sucht. Höchst raffiniert verbindet Disher die zunächst losen Fäden der nur scheinbar unzusammenhängenden Einzelschicksale. Eine von ihm bereits in den ersten beiden Fällen beherrschte Kunst, auf die man sich verlassen kann. Australiens Genre-Meister Garry Disher sollte mit dieser Reihe die Krimi-Welt erobern.

Garry Disher: „Barrier Highway“, Unionsverlag, übersetzt von Peter Torberg, Hardcover, 352 Seiten, 978-3-293-00572-3, 22 Euro. (Beitragsbild von Lucy Healey)

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