Zsófia Boros: El último aliento

Zsófia Boros credit Maria Frodl

Die ungarische Gitarristin Zsófia Boros interpretiert argentinische und französische Kompositionen

Klar, schön, flüssig und voller Farben ist das Spiel der ungarischen Gitarristin Zsófia Boros. Ihre nuancierten Phrasierungen verraten das sichere Gespür für Melodien und ihre dehnbaren Wirkungen. Das war bereits auf den beiden Vorgängeralben für ECM Records („Local Objekts“ und „En orte Parte“) so. Auf den insgesamt elf Stücken von „El último aliento“ gelingt es ihr aber noch einmal pointierter, ihre Klasse herauszuarbeiten.

Vitale Melancholie

Zsófia Boros El ultimo aliento Cover ECM Records

Die Stücke stammen einerseits von zeitgenössische Komponisten aus

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Argentinien wie zum Beispiel Joaquim Alem, Quique Sinesi, Carlos Moscrardini (von dessen Stück der Titel für dieses Album stammt) oder Alberto Ginstera, andererseits vom französischen Großmeister der klassischen Gitarrenmusik, Mathias Duplessy. Die Stücke sind getragen von einer vitalen Melancholie, die bei aller Handgreiflichkeit auch etwas entrücktes, unwirkliches hat. Duplessysy „De rêve et de pluie“, das dieses Album eröffnet, ist ein Paradebeispiel dafür. Flirrend und fließend ist die Begleitung, löchrig und spärlich die Melodie. Gemeinsam ergibt sich so beim Hören derselbe Effekt, wie wenn man lange in die Flammen eines lodernden Feuers schaut.

Die eigensinnige Zsófia Boros

Dasselbe gilt für Sinesis „El abrazo“, Duplesys „Le secret d’Hiroshigé“ sowie das Titelstück von Moscardini, für das Boros von der akustischen Gitarre zum Ronroco, einem aus den Andenregionen stammenden Saiteninstrument. Etwas aus der Reihe fällt „Salir adentro“ von Joaquin Alem, das deutlich widerborstiger und ungezähmter anmutet. Ansonsten ist die Auswahl und Zusammenstellung der elf Stücke wie aus einem Guss. Boros, die keinerlei musikalische Unterstützung in Anspruch nimmt, schafft es ganz mühelos, über die komplette Spielzeit zu bannen und zu überraschen. Und so ist dies das bisher reifste und ausdrucksstärkste Album dieser so talentierten wie eigensinnigen Musikerin.

„El último aliento“ von Zsófia Boros erscheint am 14.04.2023 bei ECM Records. (Beitragsbild von Maria Frodl)

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