Zimt: Glückstiraden – Albumreview

 

Das schnuffigste Indie-Pop-Album des Jahres

Aus Augsburg kommt die neue deutsche Indie-Pop-Hoffnung. Die Band heißt Zimt und besteht aus Sängerin, Keyboarderin und Gitarristin Janina Kölbl, Bassistin und Sängerin Isabella Theil und Schlagzeuger Ralf Déteste, der auch als Sänger der Band Endlich Blüte bekannt ist. Die Gruppe gründete sich 2015 und veröffentlichte anschließend die 7“-Single „Du kannst so leben wie du willst / Tag verschenken“ bei Kleine Untergrund Schallplatten. Für ihr Debütalbum Glückstiraden fand sich das Trio im Frühjahr 2017 im Hamburger Artikel 1-Studio von Zwanie Jonson ein und nahm elf Songs auf, die den perfekten Missing Link zwischen den NDW-Stars Ideal, der Berliner Kultband Lassie Singers und der Hamburger Formation Die Heiterkeit geben.

Sounds & Books_Zimt_Glückstiraden_CoverZimt bestechen durch eine legere Beiläufigkeit, durch das unbeschwert Unperfekte und spielerisch Einfache, DIY-Lo-Fi-Pop, der mit bittersüßen Melodien New Wave und Indie-Pop verbindet. Das mag alles völlig unspektakulär klingen, hat aber so unfassbar viel Charme und bietet viele große Pop-Momente. Auf Glückstiraden befinden sich zahlreiche potentielle Hits, wenn ihnen der Mainstream nicht im Weg stünde. Natürlich rumpelt, scheppert und schrammelt es zu sehr bei Zimt, um die Charts im Sturm zu erobern, aber wir sind überzeugt, das Gute setzt sich durch. Denn wo soll denn ein Song wie „Ideal ist nichts“, in dem The Cure auf Veronica Falls treffen, sonst hin, als in die Charts? Ebenso müsste es „Tag verschenken“ ergehen, ein fantastischer, von liebreizender Melancholie durchtränkter Gitarren-Indie-Pop-Song, der einem vor Freude die Tränen in die Augen treibt. „Bringen schwere Tage eigentlich Glück?“, fragt Janina Kölbl im dazugehörigen Text. Wenn man an schweren Tagen das Zimt-Album Glückstiraden hört, gibt es nur eine Antwort: Ja.

Und so geht es auf diesem Longplayer in einem fort. Vom munteren Aufgalopp „Nicht mehr bei mir“, über das Manifest „Du kannst so leben wie du willst“ und das vintage-futuristische „Schwaches Herz“, hin zum treibend-düsteren „Wohlstand“ und dem eleganten Abschlusstrack „Lied der Erde“. Im fröhlich-überschwänglichen  „Empathielosigkeit“ textet Kölbl: „Gestern habe ich dich noch gemocht und heute bist du mir schon egal“. Das gilt sicherlich nicht für die Musik von Zimt. Wir werden das Album heute, morgen, übermorgen und all die anderen Tage hören. Glückstiraden ist das schnuffigste Indie-Pop-Album des Jahres.

„Glückstiraden“ von Zimt ist am 25.08.2017 bei Tapete Records erschienen (Beitragsbild: Frederik Jehle).

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