Zeal & Ardor – Albumreview

Zeal And Ardor credit Georg Gatsas

Das durch eine Provokation entstandene Konzept von Zeal & Ardor punktet einmal mehr mit faszinierender Musik des Multitalents Manuel Gagneux

Stell Dir vor, die klassischen Spirituals der Sklaven in den USA wären nicht, auf ein besseres Leben hoffend, an den einen Gott im Himmel adressiert, sondern an seinen verlorenen Engel – an den, der den Menschen das Feuer brachte. „A good god is a dead one. A good god is the one that brings the fire!“ („Blood In The River“ auf dem Debüt „Devil Is Fine“ 2017). Diesen Gedanken verfolgt der US-Schweizer Manuel Gagneux nun zum dritten Mal auf einem Studiodreher seines Projektes Zeal & Ardor, dessen Entstehung und Hintergrund hier nachvollzogen werden kann. Sogenannte „selbstbetitelte“ Alben wie das am kommenden Freitag erscheinende setzen ja immer ein besonderes Ausrufezeichen in der Diskografie, vor allem, wenn sie nicht das Debüt darstellen.

Der Multiinstrumentalist, der alles außer dem Schlagzeug im Studio selber einspielt („…dafür ist mein Körper zu doof“, gibt er im aktuellen Rock Hard zu Protokoll) hat sich inzwischen mit seinem aus einer Challenge entstandenen Projekt etabliert, vor allem in dem Teil der Metalszene, der ohne „Trueness“- Scheuklappen auskommt. 25 Jahre nach der großen Crossover-Welle war eine Kombination aus Soul und Black Metal noch ungehört sowie revolutionär – und darüber hinaus noch catchy wie mitreißend, wenn man es laut mag.

Zeal & Ardors unheilige Pfade

Zeal & Ardor Cover MVKA

Nach einem BLM-Statement in Form der EP „Wake Of A Nation“ sowie dem Konzertmitschnitt „Live In London“ beschreitet Gagneux immer noch unheilige Pfade, hat seinen metallischen Kosmos inzwischen jedoch beträchtlich erweitert. Der u.a. bei „Erase“ vorkommende wechselnde Clean/Growl/Kreisch-Gesang ist längst Usus bei kommerzielleren Metal-Schwergewichten auf Death- oder Prog-Basis, klingt in den softeren Teilen bei ihm allerdings einfach besser als beim Großteil der Mitbewerber.    Elemente des Post-Rock verfeinern ebenso den Gesamtsound wie sein melodisches Gespür, welches er metalfrei auch unter dem Alias Birdmask auslebt (ebenso sehr zu empfehlen).

Geschwindigkeit und Gekeife bleiben, den Gehörnten sei Dank, zum Glück nicht außen vor und bilden nach wie vor einen stimmigen Faden bei den 14 neuen Stücken, die engstirnigen Puristen wohl nach wie vor verschlossen bleiben werden und dafür Freunde von Alternative- Rock willkommen heißen – zum Beispiel beim souligen „Church Burns“, welches nur noch inhaltlich mit Black Metal-Bildern spielt.  „Götterdämmerung“ vereinigt Rammstein, Eisregen sowie sakrale Parts zu einer eigenen Art Neuer Deutscher Härte, während der Nachfolger „Hold Your Head Low“ eisige Gitarren und Raserei mit cooler, fast schon loungiger Atmosphäre zusammenschneidet und damit einen besonderen Höhepunkt darstellt auf der Platte, die durchweg keine Ausfälle vorzuweisen hat.

Das Geschenk Zeal & Ardor

Das durch eine Provokation entstandene Konzept von Zeal & Ardor scheint lange noch nicht ausgereizt und punktet einmal mehr mit faszinierender Musik des Multitalents Manuel Gagneux. „Manuel is a gift <3“ formulierte eine Userin auf der Birdmask-Seite des Internetportals Last FM. Sie hat so recht.

„Zeal & Ardor“ von Zeal & Ardor erscheint am 11.02.2022 bei MVKA. (Beitragsbild von Georg Gatsas)

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