Zaz live in Hamburg 2022 – Konzertreview

Zaz credit Yann Orhan

105 Minuten deutsch-französische Freundschaft beim Zaz-Konzert in der Hamburger Laeiszhalle

Leicht verspätet betreten am 17.10.2022 gegen 20.10 Uhr die fünf Zaz-Begleitmusiker die Bühne der Hamburger Laeiszhalle. Plötzlich setzt auch der Gesang der französischen Musikerin ein, nur zu sehen ist sie nicht. Jedenfalls nicht auf der Bühne. Durch die hintere linke Tür betritt Isabelle Geffroy von einer Kamera verfolgt den fast ausverkauften Saal, schreitet den Seitengang, die erste Reihe sowie den anderen Seitengang ab, winkt dem Publikum in den Rängen zu, begrüßt einzelne Fans persönlich und schenkt gefühlt jedem Konzertbesucher ein Lächeln. Und schon schmelzt man wieder dahin. Die Haare der mittlerweile 42-Jährigen sind seit dem Auftritt 2016 im Stadtpark (Sounds & Books berichtete) wieder gewachsen und zu einem Dutt gebunden.

Die Zaz-Lust an der Performance

Geblieben ist aber ihre unbändige Lust an der Bewegung, ihre Lust an der Performance, ihre Lust an der Interaktion mit dem Publikum, das sie im Verlauf der kommenden 105 Minuten in regelmäßigen Abständen mit Chorgesängen in den Konzertablauf einbindet. Bereits beim vierten Song („Qué vendrá“) hält es kaum jemanden auf den Sitzen und im Mittelteil („Comme ci, comme ça“, „Paris sera toujours Paris“, „Laissez-moi“) fühlt man sich in einem vermeintlichen Zugabenblock, dermaßen aufgeheizt ist bereits die Stimmung, dermaßen ansteckend Zaz‘ Begeisterung für die eigene Arbeit. Eine kaum zu bändige Energie geht von Zaz aus, die in ihrem glitzernden Hosenanzug tanzt, hüpft und springt wie bei einem Workoutprogramm.

Pausen der Erholung gönnt sie sich kaum. Eine deutsche Ansage liest sie mit Lesebrille vom Blatt ab, nicht umfänglich verständlich, hat aber mit den fünf wohl auf der Bühne versammelten Elementen zu tun. Zaz zündet anschließend eine Kerze an und sammelt mit allem was sie tut noch mehr Sympathiepunkte (sofern das überhaupt noch möglich ist), und sei es durch einen kurzen Textaussetzer.

Ergreifender und mitreißender Gesang

Ihre fünf Begleitmusiker (2x Gitarre, Piano, Bass, Schlagzeug) spielen so beschwingt wie virtuos, doch im Mittelpunkt steht natürlich Zaz‘ Stimme, mit der sie alle Emotionen weckt, von überbordender Freude bis zu romantischster Melancholie. Einfach herrlich. Auf der Setlist stehen Songs aus allen ihren vier Alben mit dem Hauptanteil an Liedern des vor einem Jahr veröffentlichten, und von uns an dieser Stelle rezensierten „Isa“. Für die dort erschienenen, eher ruhigeren „Nouvelle Chansons“ („Et le reste“, „Toute là-haut“, „Le chant de grives“) konzentriert sich Zaz dann auch ganz auf den gesanglichen Part und dieser ist höchst ergreifend und das Publikum kann dabei mal wieder sitzen.

Nicht so natürlich beim grand final mit den mitreißenden Klassikern „On ira“ und „Je veux“, die von allen Anwesenden kräftig abgefeiert werden. Als zweite Zugabe nach „Le chant de grives“ (dem auch live schönsten Song des neuen Albums) noch eine beherzte Version von Edith Piafs „La vie en rose“, viele Verbeugungen, Mundküßchen und Herzen, viel Liebe, ein theatralischer Kniefall, großes Abschiedswinken und beglückt treten die Hamburger kurz vor 22 Uhr den Heimweg an. Ein Zaz-Konzert, das sie so schnell nicht vergessen werden.               

(Beitragsbild-Credit: Yann Orhan)

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