Yusuf Sahilli: Lost In A Crowd

Yusuf Sahilli Credit Timotheus Theisen

In der Kürze liegt viel Würze: Mit seinem dritten Studiowerk „Lost In A Crowd“ erweist sich der Berliner Yusuf Sahilli erneut als international anschlussfähiger Indie-Pop-Songwriter.

von Werner Herpell

Als „kosmopolitischer Pop-Erfinder“ wird Yusuf Sahilli mit seinem neuen Album „Lost In A Crowd“ angepriesen. Das passt sowohl für seinen persönlichen Hintergrund als Mensch mit türkisch-syrischen Wurzeln, als auch für seine aktuelle Musik. Denn die klingt, obwohl der vor 35 Jahren in Deutschland geborene Multiinstrumentalist Sahilli nach Stationen in Australien und Großbritannien seit langem wieder in Berlin lebt und arbeitet, sowas von international anschlussfähig.

Mit 25 Minuten eher ein Minialbum

Yusuf Sahilli Lost In A Crowd Albumcover

Mit kompakten rund 25 Minuten ist „Lost In A Crowd“ eher ein Minialbum – diese relative Kürze (in der immerhin viel Würze liegt) bleibt freilich das einzige, was man der dritten Studio-Veröffentlichung des Musikers vorwerfen kann. Der instrumentale Opener „Login“ kommt als fast schon bombastischer Prog-Pop daher – eine Klangfarbe, die auch später noch herauszuhören sein wird. Danach präsentiert sich Sahilli auf dem Titelstück als Sänger mit markanten Vocals, die eine wuchtige, vertrackte Art-Rock-Melodie mit dezenten Seventies-Vibes (remember John Miles?) sicher nach Hause tragen.

„Without Words“ tendiert mit fetten Synthies in Richtung eines muskulösen Eighties-Mainstream-Pop – und wäre damals wohl ein sicherer Hit geworden. Auch die zweiteilige Ballade „Shall We/Shall We Continued“ macht es dem Hörer mit ihrem komplexen Arrangement trotz hymnischer, an Sting erinnernder Melodie nicht zu einfach, während „Disappear“ sich sommerlich leicht anfühlt und „TV Blindspot“ mit großer gesanglicher Geste beeindruckt.

„Bunt, optimistisch und hoffnungsvoll“

So entwickelt sich „Lost In A Crowd“ zu einem Album mit stets ambitioniertem Pop-Ansatz, das bis zum Closer „Logout“ einen knapp halbstündigen Bogen spannt, dem man gern folgt. „Musikalisch gesehen bunt, optimistisch und hoffnungsvoll“ sollten laut Label die zehn Songs klingen – Punktlandung. Oder, wie sagte Jan Böhmermanns Kumpel Olli Schulz so schön: „Es ist richtig fett produzierte, geile Rockmusik.“

Aufgenommen wurde die Platte in den legendären Hansa Studios Berlin (wo am VÖ-Tag 8. November auch die Release-Party steigt). Am Mischpult saß dort der Brite Richard Wilkinson, der unter anderem mit Adele, Amy Winehouse, Bombay Bicycle Club, Paolo Nutini und Paul Weller zusammengearbeitet hat. Die Produktion übernahm Sahillis langjähriger Wegbegleiter Ben Barritt neben Gitarrist Damian Giambazi und Sahilli selbst.

Ein guter Typ, dieser Yusuf Sahilli

„Viele, die meinen Namen hören, denken entweder an Rap oder Ethnomusic“, sagt Yusuf Sahilli, der sich indes lieber als einen „metropolitanen Singer-Songwriter des Indie-Pop“ sieht. Neben der eigenen Musikkarriere mit den Alben „Atoms & The Void“ ((2018) und „Let’s Do That“ (2020) gründete Sahilli das Label Musszo, auf dem er selbst veröffentlicht und Kollegen wie Ben Barritt und Robert John Hope eine Heimat bietet. Darüber hinaus gibt Sahilli seine Erfahrungen als Mentor an geflüchtete Musiker weiter. Guter Typ.

Das Album „Lost In A Crowd“ von Yusuf Sahilli erscheint am 08.11.2024 bei Musszo Records. (Beitragsbild von Timotheus Theisen)

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