Das rauschhafte Rock’n’Roll-Vergnügen: Der britische Musiker Yungblud mit einer spektakulären Show auf seiner „Idols World Tour“ in Hamburg
Text von Gérard Otremba, Fotos von Sarah Ismail
Fast schon vereint Yungblud zu viele Persönlichkeiten des Rockbizz. Iggy Pop, Marc Bolan, Mick Jagger, David Bowie fallen einem an. Mit dem unverwüstlichen, aber dieses Jahr dann verstorbenen Ozzy Osbourne war der britische Rockstar der neuen Generation befreundet, mit Aerosmith nahm er die Single „My Only Angel“ auf (eine gemeinsame EP folgt) – Yungblud vereint den alten Rock’n’Roll mit dem neuen. Und er lebt den Rock’n‘Roll gnadenlos auf der Bühne aus, wie die circa 7000 Menschen in der vollen Hamburger Sporthalle am 27.10.2025 erleben konnten. Alle Anwesenden waren Zeugen einer spektakulären Show des 28-jährigen Briten, der mit seiner neunköpfigen Band (inklusive Streicherquartett) 95 Minuten lang die altehrwürdige Mehrzweckhalle in Alsterdorf auf den Kopf stellte.
Yungblud als Poser
Im Mittelpunkt die Songs seines im Juni 2025 erschienenen Albums „Idols“, das als drittes in Folge den Sprung auf Platz 1 in den heimatlichen UK-Charts schaffte. Eingestimmt von den Alternative-Rock-Bands Weathers und Payale Royale, waren die Fans bereits gut gerüstet, als Yungblud – bürgerlich Dominic Richard Harrison, von den Fans liebevoll Dom genannt – gegen 21.20 Uhr die Bühne betrat, um das Konzert mit dem ellenlangen „Hello Heaven, Hello“ zu beginnen. Sofort hatte Yungblud alles im Griff, warf sich für Fans und Kameras (der Auftritt wurde auf zwei Leinwänden filmisch dargeboten) in Pose und so häufig wie schon lange kein anderer mehr, brachte der Rock-Engel die Wörter „Hamburg“, „Ich liebe euch“ und „Motherfucker“ im Konzert unter.
Yungblud animierte die Fans zum ständigen Mitmachen, vom Armwedeln über das Rumhüpfen bis zum Zunge-Rausstreckwettbewerb war alles dabei. Die Stimmung war das Konzert über am Siedepunkt, textsichere Fans freuten sich über „The Funeral“, „Superdeadfriends“, „Fleabag“, „Lowlife“ und „Fire“ – und Yungblud ließ sich feiern.
Ergreifende Ozzy-Osbourne-Gedenkfeier
Großartig aber auch Yungbluds Performance von „My Only Angel“ und sein Black-Sabbath-Cover „Changes“, das als Ozzy-Osbourne-Reminiszenz nicht nur den Künstler auf der Bühne zu Tränen rührte – Gänsehaut war hier garantiert. Zu Hamburg scheint der neue Rock’n’Roll-Größe eine besondere Beziehung aufgebaut zu haben. Kurz erinnerte er sich an ein paar Hamburg-Gigs wie im Molotow und auf dem Reeperbahn Festival und versprach, jetzt jedes Jahr einmal in Hamburg auftreten zu wollen. Nächstes Jahr angebliche im Stadion des FC St. Pauli. Wir sind gespannt. Mit dem hymnischen „Zombie“ ging dieses auf seine Art überwältigende wie rauschhafte Konzert zu Ende. Mit Musikern wie Yungblud muss man sich um die Zukunft des Rock’n’Roll und seiner Live-Umsetzung keine Sorgen machen. Und älter als 27 ist er auch schon. Werten wir das mal als gutes Zeichen. Mit seinem bärenstarken Auftritt in Hamburg zementierte Yungblud seine herausragende Position als Gen-Z-Rockstar.

































