Deutsch-Französische Freundschaft: Der Yalta Club rockt das Häkken
Text und Fotos von Gérard Otremba
Sie promoten ein Album, das es noch gar nicht gibt. Die Pariser Band Yalta Club hat sich nach dem Aufkauf ihres französischen Labels durch einen Branchenriesen dazu entschlossen, den Weg der Eigenvermarktung zu gehen und eine Crowdfundingaktion zur Finanzierung des neuen Albums ins Leben zu rufen, über die sich alle Interessierten auf der Facebookseite der Band und hier informieren können. Eine Platte, die unbedingt das Licht der Welt erblicken sollte, nimmt man den Auftritt des Yalta Club am 04.03.2016 im Hamburger Häkken als Maßstab.
In Luxembourg ist die Indie-Pop-Formation Ice In My Eyes beheimatet, die für Yalta Club das Vorprogramm bestritt. Olivier Treinen, Mike Koster, Ben Thommes und Luc Hoffmann nehmen mit dem üblichen Instrumentarium Gitarre, Schlagzeug, Bass, Keyboard den markanten Franz Ferdinand- und Bloc-Party-Beat auf und sorgen für erste ausgelassene Tanz-Moves bei den zahlreich erschienenen Gästen. Langsame Passagen erinnern an den New Romantic-Sound der 80er-Jahre und einige Songs sind mit einer pathetischen Hymnik unterlegt, die zu ganz großer Pop-Geste neigt. Eine hervorragende Einstimmung für das Konzert von Yalta Club.
Wie das Leben manchmal so spielt. Ursprünglich zog Corinna Krome zwecks Studiums aus dem possierlichen Lüneburg in die Weltstadt Paris, traf beim Joggen ein paar Musiker und nun wohnt sie seit fünf Jahren der Musik wegen in der Französischen Hauptstadt an der Seine. Ein lohnenswertes Unterfangen, hört man die neuen Songs des Pariser Sextetts, das sich in der Vergangenheit in Deutschland eine erquickliche Fanbasis mit einem superben Indie-Folk-Pop-Rock erspielte.
Bis auf eine furiose Version ihres kleinen Hits „Highly Branded“, womit das Konzert enthusiastisch endet, präsentieren Corinna Krome, Julien Geffriaud, Nicolas Dhers, Erwan Cornen, Thomas Emeriau und Sébastian Daviet ausschließlich neue Kompositionen, die nicht nur schnell ins Ohr und in die Beine gehen, sondern auch das kollektive Denken der Band unterstreichen. Die Instrumente werden schon mal eifrig gewechselt, so dass plötzlich drei Bandmitglieder mit dem Trommeln beschäftigt sind oder sich vier Musiker zum Singen und Klatschen vor einem Mikrophon treffen.
Der Gig von Yalta Club entwickelt den ganz eigenen, gemeinschaftlichen und charmanten Hippie-Charakter, der in der neuen Band-Hymne „Love“ kulminiert, die die mitreißende Ausgelassenheit und Polyrhythmik des Yalta Club-Sounds, der phasenweise an die kanadische Band Arcade Fire gemahnt, bestens auf den Punkt bringt. Das mit Hit-Potential ausgestattete „Love“ spielt der Yalta Club noch im kleinen akustischen Zugabenteil, für den sich die Combo unter die Fans mischt und in Straßenmusikermanier Verbrüderung mit eben jenen feiert. Ja, der Auftritt des Yalta Club im Hamburger Häkken auf der Reeperbahn macht einen Heidenspaß und ist von entzückender Freundlichkeit geprägt, die von den Fans euphorisch aufgenommen und mit viel Liebe zurückgegeben wird. Bei so viel gegenseitiger Zuneigung und so vielen schönen neuen Songs muss das neue Yalta Club-Album einfach erscheinen.