Xiu Xiu: Ignore Grief – Albumreview

Xiu Xiu by Cody Cloud

Das neue Xiu-Xiu-Album „Ignore Grief“ macht beim Hören einen Mordsspaß

Hach ja, die neue Xiu Xiu ist ja „so schräg“. Du liebe Zeit. Habt Ihr seine Kollabo mit Merzbow gehört? Das ist schräg. Der extrem rhythmische Industrial von Nummern wie z.B. „Esquerita, Little Richard“ mag vielleicht an das Gehämmer erinnern bei einer MRT-Untersuchung, aber wer das ein paar Mal gemacht hat kann ob des gleichmäßigen Gebollers bei aller Kakophonie auch entspannt eindösen. Wobei eindösen nun nicht gerade das ist, was einem bei Xiu Xius aktuellem Werk generell einfallen sollte – aber es wäre möglich, theoretisch. Würde uns das wohl bekannte Drama in der Stimme Jamie Stewarts nicht davon abhalten, das flehende Saxophon in „Pahrump“, die Flöten und Violinen, die Gongs, Tuben und sogar Gitarren, das schwindelerregende Klavier bei „Tarsier, Tarsier, Tarsier, Tarsier“ oder all die anderen Geräusche, die hier die Musik formen.

Das ist in erster Linie erst mal faszinierend, wenn man den früheren Output Xiu Xius schätzt, Fan der Swans ist oder John Zorn für einen Heiligen hält (ich tu’s). Das Verstörende offenbart sich wohl durch die Lyrik, über die ich nichts weiß außer dem Konzept, dass „die Hälfte (der verarbeiteten Geschichten) real ist, die Hälfte imaginär“ (Presseinfo). Und über die Bebilderung davon, für die Angela Seo verantwortlich zeichnet.

Der Neue bei Xiu Xiu

Xiu Xiu Ignore Grief Cover Polyvinyl

Von ihr wird Stewart seit 2009 bei Xiu Xiu begleitet. Neuzugang ist David Kendrick, der in der Vergangenheit u.a. bei Devo sowie den Sparks die Felle verdroschen hat und damit den dritten Percussionisten der aktuellen Besetzung verkörpert. Wobei die Klangkünstler Stewart und Seo ja sowieso alles spielen; weil sie wissen, dass man mit so gut wie allem Musik machen kann. Seo hat produziert, Stewart und Kendrick alles geschrieben – ein paar Gäste hört man allerdings auch. Ben Chisholm z.B., er beschert uns sonst mit Chelsea Wolfe oder Jaye Jayle angeschrägte wie beeindruckende Klänge mit ähnlichem Einfluss. Der Komponist wie Gitarrist Charlie Looker schaute (mal wieder) im Studio vorbei, ebenso der Saxophonist Patrick Shirioshi (er veredelte jüngst das von Sounds & Books besprochene neue Album von Algiers) oder die Klangkünstler Ian Wellman und Ezra Buchla.

Formatradio klingt anders

„Ignore Grief“ ist vielleicht nicht so gemeint, macht jedoch beim Hören einen Mordsspaß, wenn man in seinen Gewohnheiten nicht beim Formatradio geendet ist. Verstörend wird’s am Ende live. Kann es kaum erwarten.

„Ignore Grief“ von Xiu Xiu erscheint am 03.03.2023 bei Polyvinyl. (Beitragsbild von Cody Cloud)

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