Wolfgang Schorlau: Black Forest

Wolfgang Schorlau Black Forest Cover Verlag Kiepenheuer & Witsch

Im elften Fall schickt Wolfgang Schorlau seinen Protagonisten Georg Dengler in heimatliche Gefilde, Vergangenheitsbewältigung inklusive

von Gérard Otremba

Georg Dengler muss zurück in die alte Heimat. Nach Altglashütten, um die Ecke vom Feldberg, mitten im Schwarzwald. Dort wohnt seine Mutter Margret auf dem elterlichen Hof und als eine örtliche Polizistin Dengler anruft, weil seine Mutter häufiger in der Nacht den Notruf gewählt hat, da sie fremde Gestalten in näherer Umgebung gesichtet haben will, macht sich Schorlaus 2005 in „Die blaue Liste“ eingeführter Privatermittler dann doch Sorgen um den Gesundheitszustand seiner „Mame“. Die Angst, seine Mutter könnte an Demenz erkrankt sein, erweist sich indes als gegenstandslos. Vielmehr erwacht Georg Denglers kriminalistischer Spürsinn spätestens nach einem vermeintlichen Autounfall, dessen Leidtragende er und seiner Mutter sind. Denn die zunächst undefinierbaren Schatten in der Nacht auf dem Familienhof sind die eine Sache, aber Windkraftgegner, die ihre Interessen auch mit illegalen, bis zu Mord reichenden Mitteln durchzusetzen versuchen, eine ganz andere.

Bekannte Dengler-Gegner

Wolfgang Schorlau Black Forest Cover Verlag Kiepenheuer & Witsch

Oder sind die gespenstischen Vorkommnisse auf dem Hof und der fremdverursachte Autounfall in einem Zusammenhang zu sehen? Und wieso drängt Georg Denglers große Jugendliebe Karola seine Mutter dazu, auf keinen Fall ein Windrad auf dem Feldberg installieren zu lassen? In „Black Forest“, dem elften Fall für Georg Dengler, schickt Wolfgang Schorlau seinen Detektiv in eine kathartische Vergangenheitsbewältigung. Nicht nur bekommt es Dengler – ohne es zu ahnen – mit Stephan C. Crommschröder, seit fünf Jahren Aufsichtsratsvorsitzender des Strom- und Energieriesen VED und Schorlau-Lesern bereits aus dem dritten Krimi „Fremde Wasser“ bekannt, als Gegner zu tun, auch führen ihn die Ermittlungen zu bisher unbekannten Geheimnissen seines längst verstorbenen Vaters. War der Unfalltod seines Vaters, dessen Zeuge Georg Dengler in jungen Jahren geworden ist, vielleicht gar kein Unfall, wie alle behaupten und wie seine Erinnerung es suggeriert?

Dengler aus der Ich-Perspektive

Geschickt kombiniert Wolfgang Schorlau die beiden Stränge seines neuen Kriminalromans, verblüfft einmal mehr mit zahlreichen großartigen Cliffhangern und bleibt thematisch am Puls der Zeit. Erstmals erzählt Wolfgang Schorlau die Dengler-Passagen aus der Ich-Perspektive seiner Hauptfigur. Ein gelungener Coup, um die direkte Betroffenheit seines Protagonisten noch unmittelbarer in Szene zu setzen. Nach dem Aus der Ampel-Koalition und der in zahlreichen Fernsehauftritten (wie im ZDF bei Maybrit Illner, siehe Beitrag der Frankfurter Rundschau) vorgebrachten „Androhung“ des CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz, die Förderung erneuerbarer Energien zu beschränken, meint man, die Realität habe den Roman schon wieder überholt.

Ein 1A-Polit-Krimi von Wolfgang Schorlau

Eine neue Regierung „…muss die Klimagesetzgebung im großen Stil beenden, rückgängig machen und wieder Kohle, Gas und nicht zuletzt Benzin wieder Vorfahrt geben“, wünscht sich Stephan C. Crommschröder. Diese sollte eine Mitte-Rechts-Regierung sein, doch diesem Wunsch der alten Energielobby schlägt in „Black Forest“ indes noch im wahrsten Sinne des Wortes ein heftiger Gegenwind entgegen. Für den Einsatz erneuerbarer Energien kämpft nicht zuletzt Georg Denglers Sohn Jakob, der als besserwisserischer junger Mensch mit fatalem Hang zum Gendern („Das sind Einbrecher-kleine Pause-innen…“) eine eher unglückliche Rolle zufällt. Aber auch die zunächst skeptische Margret Dengler lässt sich sukzessive vom Nutzen der Erneuerbaren überzeugen. Vier Jahre nach „Kreuzberg Blues“ kehrt Wolfgang Schorlau mit einem famosen neuen Dengler-Fall zurück. Ein 1A-Polit-Krimi.

Wolfgang Schorlau: „Black Forest“, Kiepenheuer & Witsch, Klappenbroschur, 978-3-462-05139-1, 18 Euro (Beitragsbild: Buchcover)

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