William Patrick Corgan: Ogilala – Album Review

 

In der Ruhe liegt die Kraft

Sie hatten fast etwas Tragisches, die verzweifelten Versuche Corgans, an die Großtaten der ersten Karrierephase anzuknüpfen. Man konnte sie hören, die Anstrengung und die Wut darüber, es wieder nicht geschafft zu haben. Egal ob solo, mit den Smashing Pumpkins oder als Zwan – mit fortschreitender Zeit wurden die Ergebnisse immer dünner, immer bedeutungsloser. Wiederbelebung ist das Spezialgebiet von Rick Rubin. Der bärtige Guru hat in der Vergangenheit schon unter anderem Johnny Cash, Neil Diamond und ZZ Top neues Leben eingehaucht.

Sounds & Books_William Patrick Corgan_Ogilala_CoverSein Rezept ist dabei eine Radikalkur. Er radiert alle Nebengeräusche aus, konfrontiert den Musiker mit sich selbst, mit seinen Songs und nimmt diese in purestmöglicher Form auf. Nackt. Skelettiert. Bei William Patrick Corgan führt dies zu erstaunlichem Ergebnis. Der zum Drama und zur Überspitzung neigende Glatzkopf ist hier schutzlos und verletzlich wie lange nicht. Das riesige Ego zusammengesackt auf Normalgröße. Und siehe da: Plötzlich mag man ihm wieder zuhören. Die in den Shangri La Studios in Malibu aufgenommenen Stücke sind allesamt ruhig, mal mit Piano- mal mit akustischer Gitarrenbegleitung. Unaufdringlich ist das. Manchmal gar unscheinbar.

Und so rutschen einem beim ersten Hören einige tolle Melodiebögen durch. Besonders gut geraten sind der Opener „Zowie“, das bereits als Auskopplung bekannte „Aeronaut“, das melancholische „Manaryne“ und der Rausschmeißer „Archer“, das vielleicht beste Corgan-Stück seit 20 Jahren. Er musste sich erst verlieren, um sich wieder zu finden. Der Weg zu alter Stärke führte ihn zu Rick Rubin. Es ist die Rettung einer verloren geglaubten Karriere.

„Ogilala“ von Patrick William Corgan erscheint am 13.10.2017 bei BMG / Warner (Beitragsbild: Alpha Pen).

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