Jeff Tweedy singt mit den Fans und Wilco sind besser denn je. Ein atemberaubendes Konzert der Chicagoer Rockband im Dortmunder Junkyard.
Text und Fotos von Gérard Otremba
Kurz nach 22 Uhr steht man völlig gefesselt, gebannt, fasziniert, überglücklich und völlig geflasht vor der Bühne des Dortmunder Junkyard und kann das soeben Erlebte noch kaum verarbeiten. Am 20.06.2025 trat dort mit Wilco die seit vielen Jahren beste zeitgenössische Rockband der Welt auf und zementierte diesen Ruf auf geradezu vollkommene Weise. Im ersten Set des zweigeteilten Konzerts schien die wärmende Sonne den Bandmitgliedern mal direkt ins Gesicht, durchaus eine Herausforderung, wie Sänger und Gitarrist Jeff Tweedy bemerkte. Aber für alle Beteiligten war das sommerliche Abendwetter sicherlich die bessere Variante, ein verregnetes Open-Air-Konzert braucht niemand. Schon gar nicht bei einer solch prächtigen Musik, wie sie uns Wilco seit nunmehr 30 Jahren bieten.
Setlist aus allen Wilco-Alben
1995 erschien mit „A.M.“ das schon mal sehr hörenswerte Debüt der nach dem Split von Uncle Tupelo hervorgegangenen Band aus Chicago und die Setlist des Dortmund-Konzerts führte Wilco durch alle seitdem veröffentlichten, dreizehn Alben. Die letzte offizielle Platte „Cousin“ erschien vor zwei Jahren, 2024 folgte dann die EP „Hot Sun Cool Shroud“, eine Tour zu einem aktuellen Album ist es also nicht, Zeit für Wilco, mal auf die eigene Historie zurückzublicken. Pünktlich um 19 Uhr begannen Jeff Tweedy, Gitarrist Nels Cline, Pianist und Gitarrist Pat Sansone, Bassist John Stirratt, Mikael Jorgensen an den Tasten sowie Glen Kotche an den Drums im vollgefüllten Jankyard mit dem wunderschönen „Wishful Thinking“ vom 2004 veröffentlichten „A Ghost Is Born“, nicht nur eines ihrer großen Meisterwerke, sondern auch zentraler Bestandteil des Gigs im Jankyard, denn Wilco spielten an diesem Abend gleich sechs Tracks dieses Albums.
Weihnachten, Ostern und Thanksgiving an einem Tag
Es gibt bei Konzerten des Sextetts die üblichen Verdächtigen wie „Impossible Germany“ oder „Via Chicago“, die auch nach Jahren die Fans zu Jubelstürmen animieren – was auch in Dortmund der Fall war. Aber nach der Aufführung im Junkyard von „Bird Without A Tail / Base Of My Skull“, wo sich Cline und Sansone gegenseitig an den Gitarren befruchteten, haben Wilco den Art-Rock in neue Dimensionen gehoben und einige ihrer Fans vielleicht einen neuen Lieblingssong ihrer Lieblingsband gefunden. Das erste Set mit „Either Way“ (mit der für diesen Abend so passenden Eingangszeile „Maybe the sun will shine today“) zu beenden und nach einer 20-minütigen Pause den zweiten Teil mit „At Least That’s What You Said“ zu beginnen, ist für Wilco-Anhänger so etwas wie Weihnachten, Ostern und Thanksgiving an einem Tag. Jedenfalls zwei meiner vielen persönlichen Favoriten dieser sensationellen Formation.
Ein lockerer Jeff Tweedy
Sensationell war auch die insgesamt 30 Songs umfassende und zwei Stunden und vierzig Minuten dauernde Performance im Junkyrad, in der Wilco mit Rock, Country, Folk-Pop sowie Indie- und Art-Rock die Grenzen des Americana-Genres sprengten. Und wohl noch nie war Jeff Tweedy so locker und gelöst wie an diesem Abend. Der 57-Jährige reckte diverse Male beide Arme gen Himmel, unterhielt sich ab und zu launig mit den Fans und immer wieder vernahm man ein Lächeln auf seinem Gesicht. Und bei „Spiders (Kidsmoke)“ sang er sogar gemeinsam mit dem Publikum. So hochkonzentriert Wilco ihren Job auch verrichteten, wirkte an diesem Abend doch alles sehr entspannt und der Sound war von der ersten Minute an tadellos.
Wilco machen alle glücklich
Den ältesten Song („Box Full Of Letters“) und den neusten („Annihilation“) spielten sie absichtlich hintereinander, Konzert-Highlights gab es indes genau 30, denn mehr Songs standen nicht auf der Setlist. Songs von den Alben „A Ghost Is Born“, „Sky Bkue Skye“, „Cruel Country“ und „Yankee Hotel Foxtrott“ dominierten eben diese, aber Lieder aus der vermeintlich zweiten Reihe wie „One Wing“, „Quiet Amplifier“ oder „Cold Slope“ zündeten dabei genauso wie die Klassiker. Und ein tatsächliches Mini-Feuerwerk gönnte man sich am Ende auch noch. An diesem Abend passte einfach alles zusammen. Und wer dabei war, kann sich glücklich schätzen. Das bisher beste Wilco-Konzert, das ich seit 1999 erleben durfte und ein Kandidat für die Spitzenposition für die Liste der Konzerte des Jahres 2025.


































Absolut einverstanden mit Deiner Kritik. Wir waren schon häufiger dabei, aber der Abend in Dortmund war ein Höhepunkt. Die Abende auf Solid Sound in North Adams waren nicht besser. Einfach grossartig und alle 6 sehr, sehr relaxt – trotz sonnigem Gegenlicht.
Die Kritik bewahre ich mir auf!
LG Kurt
Danke schön.
Ja,der Abend mit Wilco war wirklich genial.Auch weil das Publikum wirklich Spaß am live event hatte und nicht den Blick nach vorne mit langen Handyfilmereien gestört hatte.Purer Genuss.
Ein kleiner nett gemeinter Hinweis an dich:Das Lesen von Texten macht mehr Spaß,wenn es keine Rechtschreibfehler enthält.
Vielleicht können wir uns darauf einigen, dass es sich um vier Tippfehler gehandelt hat, die bei einer Nachtschicht nach dem Konzert mal passieren können. Ja, das Konzert war schon genial.
Das Konzert in Dachaus Marktplatz war genauso grandios! Einfach eine fantastische Band
Michael
Freut mich. Ja, Wilco sind einfach die besten.
Ein beglückendes Wilco-Festival! Deine Kritik trifft es.
Vielen Dank. Ja, es war ein grandioses Konzert. Schöne Grüße Gérard
Großartig geschrieben. Genauso war es gestern. Immer noch überglücklich und dankbar für dieses Konzert!
Dankeschön. Bin immer noch geflasht. Schöne Grüße Gérard