Wilco: A.M. und Being There – Reissue Album Review

Jeff Tweedy Wilco Rolling Stone Weekender 2016 by Gérard Otremba

 

Die ersten beiden Wilco-Alben in der Deluxe-Ausgabe auf Vinyl und CD

Mit Summerteeth schufen Wilco 1999 ihr erstes Meisterwerk. Danach folgte ein glorreiches Album dem nächsten. Yankee Hotel Foxtrott, A Ghost Is Born und Sky Blue Sky machten die Band um Sänger und Songwriter Jeff Tweedy zur bedeutendsten zeitgenössischen Band. Die DNA zu diesen Großtaten der Rock-Pop-Geschichte war indes bereits auf ihren ersten beiden Wilco-Platten angelegt. Sowohl A.M. also auch Being There liegen nun in remasterter und erweiterter Ausgabe vor.

Sounds & Books_Wilco_A.M._Reisssue_Vinyl_Rhino RrecordsNach der Trennung von Uncle Tupelo nahm Jeff Tweedy Bassist John Stirratt mit und gründete gemeinsam mit Max Johnston (Mandoline, Dobro, Banjo, Fiddle) und Schlagzeuger Ken Coomer die Formation Wilco. A.M., das Debüt der Chicagoer Band erschien 1995 und war ein typischer Vertreter des Alternative-Country-Rock. Doch zeigt sich Tweedys Liebe zum beatlesken Pop, der auf Summerteeth zu voller Pracht erblühen sollte, schon ansatzweise beim Opener „I Must Be High“. „Casino Queen“, „Box Full Of Letters“ und „Shouldn’t Be Ashamed“ sind toughe und straighte Rocker, die noch immer in manch einer Wilco-Setlist auf Konzerten auftauchen und für den nötigen Drive auf Seite eins von A.M. sorgen. Die Betonung der Country-Note erfolgt aber in der sehnsüchtigen Ballade „I Thought I Held You“, im galoppierenden „That‘s Not The Issue“ und im zärtlich-barmenden „It’s Just That Simple“. Als Bandklassiker etablierten sich auch noch die intensiven „Passanger Side“ und „Blue Eyed Soul“.

A.M., an dem die Gäste Brain Henneman (Gitarre) und Lloyd Maines (Steel Pedal) gehörigen Anteil haben, ist nun, sowohl als Vinyl-Variante als auch im CD-Format um acht bisher unveröffentlichte Stücke ergänzt worden, von denen „Lost Love“, „She Don’t Have To See You)“ und „Hesitation Rocks“ herausragen. Mit der Uncle Tupelo-Nummer „When You Find Trouble“ gibt es noch einen kleinen Rückblick, und mit einer frühen Version von „Outtasite (Outta Mind)“ einen Vorgeschmack auf Being There.

Being There

Sounds & Books_Wilco_Being There_Reissue_Vinyl_Rhino RecordsDas Doppelalbum Being There erblickte Ende 1996 das Licht der Welt und war der nächste Schritt in der Wilco-Entwicklung. Die Genrebezeichnung Alternative-Country-Rock griff in der Zwischenzeit zu kurz, um die zweite Wilco-Veröffentlichung zu beschreiben. Der Einfluss der Rolling Stones (frühe 70er), der Byrds und der Kinks ist nicht minder ausgeprägt. Zu dem bekannten Alt-Country-Rock gesellen sich also auch noch Soul, Blues, Folk-Rock, Pop und Rock’n‘Roll. Von dem gibt es mit euphorischen Krachern wie „Monday“, „Outtasite (Outta Mind)“ und „I Got You (At The End Of The Century)“ reichlich. Vertrackt-Opulentes wie „Misunderstood“ und „Sunken Treasure“ verweisen auf die Bandzukunft, „Forget The Flowers“, „Red-Eyed And Blue“, „Say You Miss Me“ und „The Lonely 1“ sind voller Folk-Liebreiz. Aber natürlich immer noch genügend Dobro, Fiddle, Banjo, Mandoline, Steel Pedal, um dem Country-Twang zu genügen. Und mit Jay Bennett ein neuer fähiger Mann an den Gitarren sowie Keyboard und Orgel.

Being There belebte die stilistische Vielfalt von Wilco und zeigte Jeff Tweedy auf dem nächsten Level seiner Songschreiberkunst. Im Gegensatz zu A.M. unterscheidet sich die Being There-Vinyl-Deluxe-Edition von der CD-Box. Die Plattenversion enthält eine weitere Doppel-LP mit 15 Bonustracks, darunter diversen Alternative- und Outtakes sowie vier Live-Aufnahmen vom 13.11.1996 beim Radiosender KCWR in Santa Monica. Die CD-Variante bietet darüber hinaus noch den Mitschnitt eines Konzertes vom 12.11.1996 im Troubadour, Los Angeles, auf zwei weiteren CDs. Aber ob Vinyl oder CD, die Neu-Veröffentlichung von A.M. und Being There ist ein Musikfest, nicht nur für Wilco-Fans.

Die „A.M.“ und „Being There“-Deluxe Editionen von Wilco sind am 01.12.2017 bei Rhino / Warner Music als Vinyl (180 g), CD und Download erschienen (Beitragsbild: Gérard Otremba).

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