Weezer und die Hits von früher
Neues Album, neue Tour. Eine ganz gewöhnliche Prozedur im Musikbusiness. Im März dieses Jahres erschien die zwölfte, auch bei Sounds & Books rezensierte Weezer-Platte, zum fünften Mal selbstbetitelt und als das „Black Album“ in die Historie der College-Rock-Band aus Los Angeles eingegangen. Normalerweise sind die Setlists auf der anschließenden Tournee voll von Songs des aktuellen Albums, doch Normalität schert Sänger und Gitarrist Rivers Cuomo, Gitarrist und Keyboarder Brian Bell, Bassist Scott Shriner und Schlagzeuger Patrick Wilson scheinbar wenig. Das Quartet straft das mittelprächtige bis missglückte „Black Album“ mit Missachtung und verzichtet beim Konzert am 02.07.2019 im Hamburger Stadtpark auf die Stücke des neuen Longplayers. Eine Entscheidung aus Kalkül? Die Reaktion der Fans auf die Live-Darbietung des neuen Materials zu verfolgen, wäre schon interessant gewesen.
Alternative-Rock-Songs der ersten beiden Alben
So gehen Weezer beim einzigen Deutschland-Konzert der laufenden Tour auf Nummer sicher, bieten den Fans das, was diese hören wollen, und präsentieren zumeist über 20 Jahre alte Songs. Die Setlist des 80-minütigen Konzerts in der mit circa 3500 Zuschauer besetzten und nicht ganz ausverkauften Stadtpark-Open-Air-Arena setzt sich überwiegend aus Songs der ersten beiden Studioveröffentlichungen, „The Blue Album“ und „Pinkerton“, sowie einigen Coversongs zusammen. Also keine Synthie-Salsa-Verirrungen, sondern gewohnt krachender, an den Pixies orientierter Alternative-Rock dominiert den Hamburger Weezer-Auftritt, der mit „Buddy Holly“ einen prominenten Auftakt erfährt und sich an gut abgehangenen und immer noch zündenden Klassikern wie „Why Bother?“, „My Name Is Jonas“, „Say It Ain’t So“, „Undone – The Sweater Song“, „El Scorcho“, „In The Garage“ oder dem abschließenden „Say It Ain’t So“ berauscht.
Weezer und die Coversongs
Dass ein Rivers Cuomo, der während des Stadtpark-Gigs im staatsmännischen Deutsch versucht („Ich bin ein Hamburger“), mit seiner Gitarre den kleinen Bierverkaufsstand seitlich der Bühne besucht und sich gelegentlich als Poser ins Szene setzt, überhaupt auf die Idee kam, Mainstream-Hits wie „Africa“ von Toto, oder „Take On Me“ von A-ha zu covern, ist schon bemerkenswert genug. Die Weezer-Interpretationen dieser Songs, zu denen auch eine Version vom The Turtles-Oldie „Happy Together“ gehört (das dazugehörige Cover-„Teal Album“ ist ebenfalls dieses Jahr erschienen), sorgen für die nötige Entspanntheit in einem sonst in Studentenpartylaune der Mitt-90er-Jahre versinkenden Konzerts.
Aber die Weezer-Fans grölen lauthals auch den „Take On Me“-Text in den Hamburger Himmel und goutieren „Africa“ genauso begeistert. Den Refrain von „Island In The Sun“ singen sie allein ohne Rivers Cuomo, der mit seinen Kollegen den Zugabenteil mit der lautstark bejubelten A-capella-Version von „Buddy Holly“ einläutet, bevor das grimmige „Hash Pipes“ sowie das lässige „Beverly Hills“ die Weezer-Zeitreise beenden. Ein souveränes Weezer-Gastspiel, das aufgrund der Songauswahl die Fans der frühen Stunde voll zufrieden gestellt haben sollte.
Danke für die Rezension. Der Song heißt „Hash Pipe“. Nicht „Hush Pipes“.
Danke, natürlich, ist korrigiert.